KURIER: Wie schätzen Sie die Chance ein, dass die Fusion von SalzburgMilch mit der Gmundner Molkerei tatsächlich umgesetzt wird?
Helmut Petschar: Das wird im Vorfeld in den entsprechenden Gremien besprochen und beschlossen worden sein. Natürlich müssen die Mitglieder abstimmen, aber wenn Vorstand und Aufsichtsrat beider Unternehmen die Fusion empfehlen, dann werden die Bauern mitgehen.
Sind die Vorgaben der Bundeswettbewerbsbehörde wie die Abnahmegarantie ein Problem?
Es gibt Lieferverträge mit einer Abnahmegarantie. Die Bedingungen für die Fusion sind kein Problem.
Soll die Fusion die Verhandlungsposition der Molkereien gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel stärken?
Eine Kooperation macht Sinn, wenn das Gegenüber sehr viel größer ist. Die Verhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel sind für alle Molkereien immer schwierig.
Wie ist die aktuelle Lage in der Milchwirtschaft?
Wir sind mit enormen Kostensteigerungen konfrontiert. Das weiß auch der Handel. Wir sind noch mitten in den Verhandlungen. Dass wir nur Teile abgegolten bekommen, ist nicht fair. Es ist Gas und Strom teuerer geworden. Das gilt auch für Verpackungen. Die Frächter klagen übe die hohen Dieselpreise. Wir brauchen eine Preiserhöhung um 25 bis 30 Prozent für unsere Produkte. Wie viel der Handel davon an die Konsumenten weitergibt, ist eine andere Frage.
Das bedeuten Preissteigerungen von 25 bis 30 Prozent in der Praxis? Die Molkereien sind schon in Vorleistung gegangen. Wir sind mit 38 Cent netto pro Kilo Milch für die Bauern gestartet und sind derzeit bei 44 Cent. Es wird noch eine weitere Milchpreiserhöhung für die Bauern geben müssen. Ich gehe davon aus, dass ein Kilo Käse um einen Euro bis zu einen Euro und fünfzig Cent teurer wird.
Kann es sein, das auch der Handel seine Mehrkosten an die Konsumenten weiterverrechnet?
Auch der Handel hat mehr für Energie und Transport ausgegeben. Es wird zu einer Preisanpassung kommen müssen. Das Viertelkilo Butter ist bereits um 20 bis 40 Cent teurer geworden.
Können sie sich vorstellen, dass es in Zukunft zu weiteren Fusionen in der heimischen Milchwirtschaft kommen wird?
Das ist nicht auszuschließen. Es gibt auch einen Strukturwandel in der Milchwirtschaft.
Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland denkt laut darüber nach, künftig nur noch Milch von Kühen zu kaufen, die im Winter ohne Anbindehaltung im Laufstall stehen.
50 bis 60 Prozent der Milchmenge kommt von Kühen aus dem Laufstall. Der Rest ist Kombinationshaltung. Im Winter sind die Kühe im Stall. Im Berggebiet muss es die Kombinationshaltung auch weiter geben. Ich habe Lieferanten mit fünf oder sechs Kühen. Die können keinen Laufstall bauen.
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