Prag plant zwei neue Reaktoren in Temelin

Prag plant zwei neue Reaktoren in Temelin
Tschechien will den Atomstromanteil bis 2040 nahezu verdoppeln. Temelin und Dukovany sollen ausgebaut werden.

Die tschechische Regierung will den Atomstromanteil bis etwa 2040 von derzeit 30 Prozent auf bis zu 55 Prozent steigern. Der rechtsgerichtete Regierungschef Petr Necas sagte Reportern am Donnerstag in Prag, im Gegenzug solle der Anteil der Kohle an der Stromgewinnunng beträchtlich verringert werden.

In diesem Zusammenhang sei auch der Bau zweier neuer Reaktoren im Atomkraftwerk Temelin geplant. Im Akw Dukovany sollen demnach vier Reaktoren nachgerüstet und ein fünfter neu gebaut werden.

Sicherheitsrisiko

Temelin liegt nur rund 60 Kilometer von der tschechisch-österreichischen Grenze entfernt. Österreich, das der Atomenergie 1978 abschwor, sieht in der Anlage ein Sicherheitsrisiko. Auch deutsche Atomkraft-Gegner kritisieren das Projekt. In den vergangenen Jahren gab es in Temelin immer wieder Pannen. Auch das Atomkraftwerk Dukovany gilt als unsicher. Die beiden Akws werden vom tschechischen Energieriesen CEZ betrieben, der zu zwei Dritteln staatlich ist.

Prag plant zwei neue Reaktoren in Temelin

Die Angst der Österreicher, dass sie in ihrem Land von einer Atomkatastrophe heimgesucht werden könnten, ist seit dem Super-GAU von Fukushima regelrecht explodiert. Während unmittelbar nach den Reaktorunfällen im Frühling 2011 in Japan nur 27 Prozent glaubten, dass sie ein derartiges Szenario betreffen könnte, tun das mittlerweile 78 Prozent. Das zeigt eine Umfrage des Linzer "market"-Instituts, deren Ergebnisse Mitte Oktober veröffentlicht wurden.

Durch die AKW-Stresstests in Europa sei das Problem den Österreichern geografisch näher gerückt, interpretieren die Meinungsforscher die Ergebnisse. Das Interesse an den Kraftwerksprüfungen ist hoch. 88 Prozent der Befragten wissen darüber Bescheid, wobei Männer besser informiert sind als Frauen.

36 Prozent der Österreicher halten es für "sehr wahrscheinlich", dass ihr Land von einer Atomkatastrophe betroffen sein könnte, 42 Prozent für "wahrscheinlich". 20 Prozent erachten dieses Szenario als "eher unwahrscheinlich", einige legten sich nicht fest. Völlig ausschließen wollte es allerdings gar niemand. Kurz nach Fukushima dachten noch 64 Prozent eher nicht, dass Österreich betroffen sein könnte, und neun Prozent negierten die Gefahr völlig.

Tendenziell sind Männer, ältere Personen, und einfacher Gebildete pessimistischer. Ost- und Südösterreicher machen sich mehr Sorgen als Befragte aus dem Westen, Landbewohner mehr als Städter.

Auch wenn die Umfrage zeigt, dass die Österreicher böse Vorahnungen hinsichtlich Atomkraft haben, so scheinen heute weniger Leute persönliche Vorsorgemaßnahmen zu treffen als noch 2011: Nur 25 Prozent gaben an, Notvorräte an Trinkwasser, Lebensmitteln, Kerzen etc. angelegt zu haben, nach Fukushima waren es zumindest 30 Prozent. 37 Prozent gaben sogar zu, gar nicht vorgesorgt zu haben (2011: 24 Prozent).

"market" hat von 5 bis 8. Oktober 400 repräsentativ für die österreichische Bevölkerung über 16 Jahre ausgewählte Personen telefonisch befragt. Die Ergebnisse wurden mit einer Umfrage aus dem Jahr 2011, die nach dem Super-GAU durchgeführt wurde, verglichen.

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