Solides Corona-Jahr für Wiener Städtische

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Plus von drei Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Starker Rückgang bei Gewinn vor Steuern vor allem wegen Wertberichtigungen.

Das Prämienvolumen der Vienna Insurance Group-Tochter Wiener Städtische wuchs 2020 um drei Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. In der Schaden-/Unfallversicherung gab es ein Plus von 4,6 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro - Haupttreiber seien hier die allgemeine Haftpflichtversicherung sowie die Sparten Sturmschaden und Glasbruch gewesen, so Ralph Müller, Generaldirektor der Versicherung, heute Vormittag online vor Journalistinnen und Journalisten. Außerdem sei in der Kfz-Versicherung die Nachfrage nach der Kaskoversicherung überdurchschnittlich stark gestiegen.

Die Versicherungsbranche reagiere etwas später als das BIP auf Covid-Effekte, erklärte Müller. Prämien aus stornierten Versicherungsverträgen aus dem Vorjahr etwa wären ja zumindest für einige Monate in den Büchern. Insgesamt hätten die Stornierungen im Vorjahr aber nur ein bis zwei Prozent ausgemacht. 

Plus 3,9 Prozent bei Krankenversicherung

Die Krankenversicherung, die sich auch in den Jahren davor wachsender Beliebtheit erfreute, legte bei der Wiener Städtischen um 3,9 Prozent auf 434 Millionen Euro zu. Die Zahl der Neukunden lag im Vorjahr bei rund 25.000. Rund die Hälfte der Kunden, die eine Krankenversicherung haben, hätten eine Sonderklasse-Versicherung, so Müller. Auch in der Lebensversicherung legte man um rund ein Prozent auf ein Prämienvolumen von 1,3 Milliarden Euro zu. In der laufenden Prämie gab es hier ein Minus von 1,9 Prozent. Der Marktanteil der Wiener Städtischen liegt laut eigenen Angaben bei 17,8 Prozent, das bedeutet weiter Rang zwei am heimischen Markt. 

Der Gewinn vor Steuern (EGT) sei um 30 Prozent auf 124,3 Millionen Euro zurückgegangen, so Müller - das liege vor allem an einem geringeren Finanzergebnis durch die anhaltende Niedrigzinssituation und Wertberichtigungen, und hier konkret bei Beteiligungen an Unternehmen im Gastronomie- und Tourismusbereich. Die Combined Ratio (Schaden-Kosten-Quote) habe sich um 0,6 Prozentpunkte auf 91,8 Prozent verbessert, man habe sich auch in den vergangenen Jahren immer rund um diesen Wert bewegt, so Müller. 

Potenzial bei Personenversicherung

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres knüpfe man an die Prämienentwicklung des Vorjahres an, so Müller - man sehe um "einen Tick" geringeres Wachstum bei den Prämien. IMüller sieht vor allem in der Personenversicherung - also Gesundheit und sowie private Alters- und Pflegevorsorge - großes Potenzial für die Zukunft.

Müller rechnet für die Zukunft damit, dass gewisse Maßnahmen aus der Pandemiebekämpfung - etwa Masken und Abstandsregeln - weiter erhalten blieben. Das Unternehmen will in den kommenden drei Jahren rund 100 Millionen Euro in Digitalisierungsprojekte investieren. Außerdem würden rund 300 Personen für die Kundenbetreuung gesucht. Der Mitarbeitendenstand blieb im Vorjahr unverändert bei rund 4.000 Personen.

Holländische Reaktion auf Ungarn-Veto bei Aegon-Kauf

Auf Konzernebene - bei Wiener Städtische-Mutter der Vienna Insurance Group (VIG) - gibt es eine neue Entwicklung im Übernahmeprozess des rund 15 Gesellschaften umfassenden Osteuropa-Geschäfts des niederländischen Versicherers Aegon. Einer Meldung des Nachrichtenunternehmens Bloomberg zufolge habe es einen "Outcry", also einen Aufschrei der niederländischen Regierung in diplomatischen Kreisen in Richtung Ungarn gegeben, als Quelle werden Insider angeführt, die nicht genannt werden wollen. Vor rund zwei Wochen hatte das ungarische Innenministerium mitgeteilt, dass der geplante Erwerb der Aegon-Gesellschaften in Ungarn durch ein ausländisches Unternehmen untersagt werde. 

Man sei vom Bescheid des ungarischen Innenministers, der die Übernahme der ungarischen Aegon-Tochter untersagt, "extrem überrascht gewesen", sagt VIG-Sprecher Wolfgang Haas auf Nachfrage des KURIER. Man sei bezüglich des Genehmigungsverfahrens im Gespräch mit dem Finanzminister gewesen - und sei es auch weiterhin. "Wir haben auch die Genehmigungen in den anderen Ländern", so Haas - dort laufe alles nach Plan. Man sei aber weiter guter Dinge, dass die Übernahme doch noch klappe und hoffe auf eine Entscheidung in den kommenden Wochen. Man sei in sehr enger Abstimmung mit Aegon. Mit der niederländischen Regierung gab es bisher von der VIG keinen Kontakt, erklärt Haas.

Ende November 2020 hatte die VIG die Übernahme des Aegon-Osteuropageschäfts in Ungarn, Polen, Rumänien und der Türkei um 830 Millionen Euro angekündigt. 

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