Politik im Energiecheck: Der Letzte dreht das Licht ab
Von Melanie Klug und Vitus Ortner
Die EU-Kommission fordert ihre Mitgliedstaaten auf, ihren Gasverbrauch um 15 Prozent zu drosseln. Dafür sollen etwa in öffentlichen und kommerziellen Gebäuden die Klima- beziehungsweise Heizungsanlagen zurückgefahren werden. Aber spart auch die Politik?
Der KURIER hat in Ministerien und Parteizentralen nachgefragt, wie und ob dort Strom gespart wird, wann Vorkehrungen in Kraft treten, wer sie umsetzt und ob der Plan den Beschäftigten schon kommuniziert wurde.
Es wird geprüft
Grundsätzlich betonen die Ministerien, dass „nach den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit“ gehandelt werde. Was das konkret heißt, führten die wenigsten aus. Das Finanzministerium übermittelte gleich überhaupt kein Statement. Im Verteidigungsministerium laufe das „Projekt Autarkie“, wofür heuer 440.000 Euro in die Rossauer Kaserne investiert werden sollen. Wie man autark werden will, wurde nicht näher erläutert.
Genannt, aber alles andere als ein Novum in öffentlichen Gebäuden sind eine Umstellung auf LED-Beleuchtung und der Einbau von Bewegungsmeldern. Darauf setzen unter anderem das Justiz- und Außenministerium. Die Ministerien, die sich größtenteils in Altbauten befinden, eint, dass sie am Wiener Fernwärmenetz hängen. In Wien werden 60 Prozent der Fernwärme aus Gas generiert.
Das Innenministerium hat eine Arbeitsgruppe installiert. Die eruiert Einsparungsmöglichkeiten. Der Exekutivdienst darf dabei nicht beeinträchtigt werden, heißt es. Beim Außenministerium wolle man „Richtung Herbst“ kommunizieren, wie es um die Festlegung einer bestimmten Innentemperatur oder ähnlichen Maßnahmen aussieht. Die Einsparungsmöglichkeiten werden geprüft. Ungewiss ist, wann Genaueres feststeht. Zwischen 18 Uhr und 6 Uhr erlischt das Ganglicht im Außenministerium automatisch.
Ebenfalls in Prüfung befindet sich für einige Gebäude die Möglichkeit, eine Fotovoltaikanlage zu installieren. In der Regel sind die Ministerien in den verschiedenen Gebäuden zur Miete und auch der Denkmalschutz spielt dabei eine Rolle.
In den Ministerien für Äußeres und Justiz und im Bundeskanzleramt wird eine Fotovoltaikanlage geprüft. Im Regierungsgebäude am Stubenring, welches die drei Ministerien Arbeit & Wirtschaft, Soziales und Landwirtschaft beheimatet, ist eine Anlage bereits am Dach.
Später kühlen
Am genauesten antwortete das Klimaschutzministerium, in dessen Gebäude auch das Kulturressort angesiedelt ist. Dort sei durch bereits gesetzte Maßnahmen der jährliche Wärmeverbrauch um elf Prozent und der Stromverbrauch um 15 Prozent reduziert worden. Eine Maßnahme sei etwa, dass mit der Kühlung der Innenräume erst bei wärmerer Außentemperatur begonnen wird, nämlich bei 28 Grad. Das sind zwei Grad mehr als zuvor, ein Spielraum von drei Grad nach oben oder unten ist möglich. Ebenso werde in den kommenden Tagen ein Leitfaden an die Belegschaft zum Energiesparen am Arbeitsplatz ausgeschickt, heißt es.
Das Verteidigungs-, Landwirtschafts-, Sozialministerium und das Arbeits- und Wirtschaftsministerium setzen auf Schulungen für die Mitarbeitenden. Was diese genau beinhalten, geht aus den Rückmeldungen nicht hervor.
Auf seine Art konkret informierte das Bildungsministerium den KURIER: Dort konzentriere man sich darauf, das Licht auszuschalten.
„Erhitzter“ Kickl, „gekühlter“ Kogler
Das sagen die Parteizentralen:
Die Kanzlerpartei ÖVP verpflichtet sich laut Eigenangaben in ihren „internen Abläufen zum Klimaschutz und zum Energiesparen.“ Nicht zuletzt sollen so auch Kosten minimiert werden.
Die SPÖ sagt, dass in der Zentrale in der Löwelstraße Stromsparen schon immer ein wichtiges Anliegen gewesen sei. Details bleiben aus und man verweist auf die Regierung, die jetzt mit Maßnahmen am Zug sei.
Die FPÖ betont, dass sie nicht Eigentümer ihrer Parteizentrale ist. Der Vermieter habe vor einigen Jahren das Gebäude aber saniert. Ansonsten würde es wenig Einsparungsmöglichkeiten geben. Es ist aber keine Klimaanlage in Betrieb und das FP-Büro sei im Vergleich zu anderen Parteien mit 400 Quadratmetern vergleichsweise klein. Allgemein regiere der „Hausverstand“.
Die Grünen wollen bei anhaltender Energiekrise nicht über 19 Grad heizen. Das sei mit der Belegschaft bereits vereinbart. Man habe auch in den letzten Heizperioden schon mit niedrigen Raumtemperaturen und Stoßlüften gearbeitet. Weiters würden Synergien genutzt, um die Zahl der Geräte niedrig zu halten.
Die Neos haben laut Eigenangaben bereits alle größeren Geräte durch energiesparendere Exemplare ausgetauscht. Durch Homeoffice und frei zugeteilte Schreibtische werde zudem die Sitzordnung im Büro verdichtet. So müsse man nicht alle Räumlichkeiten kühlen oder heizen.
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