Pleite der Care Energy: Kunden fühlen sich überrumpelt

Pleite der Care Energy: Kunden fühlen sich überrumpelt
Keiler drängen Kunden neue Stromlieferanten auf.

Billig-Strom. Nach der Insolvenz des Strom-Diskonters Care Energy berichten viele die rund 13.000 Kunden in Österreich von einem "Riesen-Wirrwarr": Sie werden von neuen Stromanbietern mit seltsamsten Methoden gekeilt und von Vermittlern anderer Lieferanten vor der Keiler-Konkurrenz gewarnt. "Mit wurde am Telefon gesagt, Care Energy sei pleite. Dann bekam ich einen Liefervertrag von Enstroga, den ich angeblich abgeschlossen habe", ärgert sich eine Kundin, die betont, "Enstroga nie zugestimmt zu haben". Sie ist kein Einzelfall. Enstroga dürfte die Kundendaten von Care Energy gekauft haben.

Rücktrittsrecht

"Alle, die einen Liefervertrag erhalten, den sie nicht wollen, können von diesem binnen zwei Wochen zurücktreten", stellt E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch klar. Der Regulator hat auf seiner Homepage (www.e-control.at) Tipps für betroffene Kunden zusammengestellt. Hier ein Auszug daraus: Lesen Sie die Zählerstände ab, damit sie sicherstellen, dass korrekt abgerechnet wird; Suchen sie möglichst selbst einen neuen Lieferanten; Prüfen sie, ob sie ein Einverständnis zur Datenweitergabe gegeben haben.

Wichtig zu wissen ist, dass Care Energy die Kunden vorläufig noch beliefert. Niemand müsse Angst haben, dass der Strom plötzlich abgedreht werde, betont Urbantschitsch. Auch wenn sich der Kunde nicht selbst um einen Ersatzlieferanten kümmere, werde er im Falle einer Schließung von Care Energy nicht ohne Stromanbieter dastehen. Die E-Control weise nämlich einen neuen Stromlieferanten zu, den sie per Los auswählt. Will der Kunde diesen nicht - weil er zum Beispiel zu teuer ist - kann er diesen innerhalb von zwei Wochen ablehnen und sich selbst einen Anbieter suchen.

Das Keilen um die Care Energy-Kunden ist für diese aber nicht nur von Nachteil. Denn die Anbieter geben im Wettkampf um diese Kunden bei den Preisen kräftig nach. Enstroga zum Beispiel bietet die Stromlieferung um nur drei Cent je Kilowattstunde an. Kein Wunder, dass Enstroga-Chef Jens Müller-Bennerscheidt sagt: "Da legen wir bei manchen Verträgen selbst etwas drauf. Aber wir hoffen, dass die Kunden zufrieden sind und dann auch andere Energieprodukte bei uns kaufen",

Aber auch die traditionellen lokalen Versorger hoffen auf Kundenzugang nach der Care Energy-Pleite. Die EVN etwa offeriert allen Care Energy-Kunden äußerst günstige Tarife, wenn sie zurückkehren. Die Kundendaten hat die EVN ja. Denn die niederösterrechischen Care Energy-Kunden waren zuvor einmal Stromabnehmer der EVN.

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