PlanRadar: Digitaler Bau-Manager wird weltweit verwendet

Mit den digitalen Tools von PlanRadar soll das Immobilien-Management verbessert werden.
Der gebürtige Kroate Domagoj Dolinsek hatte 2012 eine Idee. Der damals knapp 30-Jährige arbeitete als Ingenieur für ein Wiener Architektenbüro und schlug sich mit technischen Unzulänglichkeiten bei Planung und Bau von Projekten herum. Vor allem der traditionelle, papierbasierte Dokumentationsprozess sorgte aus seiner Sicht für Fehler und Verzögerungen. So entschloss er sich, eine digitale Lösung zu entwickeln. Diese hieß zunächst DefectRadar, ehe er gemeinsam mit Partnern das Start-up PlanRadar gründete und ausbaute.
Einer davon ist Sander van de Rijdt, seit 2015 Co-CEO und zuständig für die Unternehmens- und Wachstumsstrategie sowie für Finanzen, Personal und Recht. Das Wachstum kann sich jedenfalls sehen lassen. Heute ist Plan Radar mit 400 Mitarbeitern, davon mehr als 160 in Österreich, in mehr als 75 Ländern präsent und serviciert rund 125.000 Anwender. „Dabei handelt es sich um Immobilieninvestoren, Architekten, Sachverständige, Bauunternehmer bis hin zu Facility Managern“, sagt van de Rijdt im KURIER-Gespräch. Denn PlanRadar sei für den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie zur Anwendung geeignet.
Digitaler Ablauf bringt große Zeitersparnis
Doch was kann das Tool konkret? Die cloudbasierte Lösung sollte in ihrer ursprünglichen Version (DefectRadar) nur Baumängel erfassen. Doch bald erkannte das Team, dass auch die gesamte Dokumentation und Kommunikation am Bau über Smartphone oder Tablet ein großes Potenzial darstellt. Über PlanRadar laden die Benutzer ihre Daten wie etwa Baupläne hoch, sodass alle Beteiligten am gleichen Informationsstand sind. Diese direkte Kommunikation und die einheitliche Verwaltung der Dokumente soll eine effiziente und fehlerfreie Bearbeitung sicherstellen, so van de Rijdt. Das erspare im Durchschnitt sieben Stunden pro Woche und Nutzer.
Echtzeit-Überwachung der Baustelle möglich
PlanRadar baut seine Services sukzessive aus. So etwa im Vorjahr um das Feature 360°-SiteView. Mit diesem können 3D-Fotos direkt in PlanRadar integriert werden, was vor allem während des Baus vom Vorteil sein kann. Es macht damit eine Echtzeit-Überwachung der Baustelle möglich, auch wenn man sich nicht vor Ort befindet. Thema bei PlanRadar ist laut van de Rijdt zunehmend auch Künstliche Intelligenz. „Wir haben ein eigenes KI-Team aus 90 Leuten aufgebaut.“
Gearbeitet werde an einem Tool ähnlich wie ChatGPT, das konkrete Fragen sofort beantworten soll, ohne dass sich der Benutzer lange durch Unterlagen kämpfen muss; etwa wie viele Feuerlöscher sich in einem Objekt befinden. Aber auch KI-basierte Mängelerkennung werde zunehmend zum Thema, ebenso wie die Optimierung von Arbeitsabläufen, automatisiertes Berichtswesen oder KI-Prognosen über mögliche Verzögerungen und Probleme im Bauprozess.
Von Finanzierungsrunde ist noch Geld übrig
PlanRadar expandiert aber nicht nur mit seinen Tools, sondern auch geografisch. So wurden zuletzt Standorte in den USA, Australien, Südostasien sowie in den Emiraten aufgebaut. Möglich gemacht hat dies 2022 eine weitere Finanzierungsrunde internationaler Geldgeber in Höhe von 60 Mio. Euro. Mehr als die Hälfte der Mittel sei noch vorhanden, sagt van de Rijdt. Der Markt von Planradar sei sehr fragmentiert, in jedem Land gebe es kleinere Anbieter, größere Mitbewerber vor allem in den USA. „Unsere größten Konkurrenten sind aber Bleistift, Papier und Excel.“
Zu schaffen mache PlanRadar, zumindest in der für das Start-up wichtigsten DACH-Region (knapp zwei Drittel aller Umsätze kommen aus Europa), aktuell die Baukrise. „Es sind auch alles unsere Kunden, die Pleite gehen“, stellt van de Rijdt fest. 2 bis 3 Prozent seien in Europa weggefallen. Und die anderen würden weniger Lizenzen und Leistungen beziehen. Aber es komme langsam wieder Bewegung in die Branche. Und durch die globale Aufstellung sei PlanRadar unempfindlicher gegenüber regionalen Krisen geworden. Marktsättigung sieht der Gründer keine, im Gegenteil. „Alleine in Westeuropa gibt es 2,5 Millionen Unternehmen, die Kunden sein könnten.“
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