Warum es im Baugewerbe jetzt wieder langsam bergauf geht

Trotz der anhaltenden Sparsamkeit der heimischen Bevölkerung geht es in der Baubranche langsam wieder bergauf.
Zwar sei es "für eine echte frohe Botschaft noch zu früh", doch man könne erst einmal aufatmen, sagt Manfred Denk, Obmann der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Im zweiten Quartal 2025 hat sich die Auftragslage im Baugewerbe um 2,7 Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahres gesteigert, so eine Studie des Forschungsinstituts KMU Forschung Austria. Auch bei den Installateuren (plus 7,9 Prozent), dem Holzbau (plus 5,1 Prozent) und bei den Tischlereibetrieben (plus 3,5 Prozent) ging es im Zeitraum von April bis Juni bergauf.
Fehlende Investitionen dämpften Baubranche
Es ist eine erste Erholung nach mehreren harten Jahren, in denen vor allem die Baubranche unter mangelnder Investitionslust wegen der Teuerung, der unsicheren wirtschaftlichen Lage im Land und aufgrund der hohen Zinsen litt.
Und das mit Folgen: Denn viele Unternehmen sind abhängig von der Stimmung im Baugewerbe. Immerhin hängen mehr als die Hälfte der Umsätze der Gewerbe- und Handwerksbetriebe in Österreich direkt oder indirekt mit der Baubranche zusammen.

Manfred Denk ist seit Juni 2025 Obmann der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
In diesen investitionsgüternahen Branchen war die Auftragslage seit 2022 um 17,5 Prozent eingebrochen. Seit einem Jahr bleibt die durchschnittliche Auslastung der Unternehmen zum Zeitpunkt der Befragung mit rund 13 Wochen ungefähr gleich.
Baunebengewerbe müssen auf Erholung noch warten
Der kleine Aufschwung in der Baubranche gibt auch den Baunebengewerben für die Zukunft Hoffnung. Aktuell ist aber noch keine Erholung spürbar.
So verzeichneten etwa die Hafner, Keramiker und Fliesenleger im 2. Quartal 2025 um 16 Prozent weniger Aufträge als im Vorjahreszeitraum. Bei Elektro- und Gebäudetechnikern wie auch bei Kunststoffverarbeitern lag der Rückgang bei etwa 7,5 Prozent.
Für Denk ist die Erholung in den Bereichen aber nur eine Frage der Zeit: "Ein Fliesenleger muss eben erst warten, bis der Bau fertig ist."
Im Jahr 2024 gab es österreichweit 233.799 Gewerbe- und Handwerksbetriebe und 18.800 Neugründungen.
140 Mrd. Euro Netto-Umsatz erwirtschafteten die Betriebe insgesamt im vergangenen Jahr.
763.850 Beschäftigte arbeiten in den heimischen Gewerbe- und Handwerksbetrieben. 45.420 davon sind Lehrlinge. Insgesamt haben hierzulande rund 1,6 Millionen Menschen einen Lehrabschluss.
Hoffnung durch Zinssenkungen und mehr Investitionen
Hoffnung geben Denk die Zinssenkungen durch die EZB in den vergangenen Monaten. "Dadurch wird Wohnraum leistbarer. Ich hoffe, das wird sich auch in der Auftragslage niederschlagen."
Eine wirtschaftliche Erholung in der Branche werde nur durch private Investitionen gelingen und nicht durch Förderungen, stellt Denk klar. Staatliche Unterstützungszahlungen seien zwar wichtig, um große Krisen zu überstehen, doch brächten keinen langfristigen Aufschwung.
Wichtiger als Förderungen sei die Planbarkeit für Kunden und Betriebe. "Im Bereich Heizungstechnik hatten wir in der letzten Zeit eine richtig Berg- und Talfahrt der Förderungen. Da verzichte ich lieber ganz auf die Förderung, wenn es dafür Klarheit gibt."
Neun verschiedene Bauordnungen in Österreich
Auch den ausgeprägten Föderalismus kritisiert Denk. "Wir haben in Österreich neun verschiedene Bauordnungen. Es macht keinen Sinn, dass die Schutzinteressen in jedem Bundesland unterschiedlich sind."
Einheitliche Regelungen würden Arbeitsabläufe erleichtern und den bürokratischen Aufwand mindern. Gerade Letzteres sei für die Betriebe eine "Entlastung zum Nulltarif".
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