Österreich-Aufschlag bei Lebensmitteln: Handelsverband wehrt sich gegen Vorwürfe

Wer ist schuld daran, dass idente Lebensmittel in Österreich häufig teurer als in Deutschland sind? Die Arbeiterkammer (AK) Tirol wirft dem stark konzentrierten heimischen Lebensmittelhandel mangelnde Preistransparenz vor und fordert eine eigene Anti-Teuerungskommission für mehr Preiskontrollen.
Der Handelsverband weist die Vorwürfe des "Körberlgeldes" und der mangelnden Transparenz in einer Aussendung scharf zurück. „Der österreichische Lebensmittelhandel hat auch in Zeiten der Rekordinflation auf eine systematische Erhöhung seiner Gewinnmargen verzichtet, wir haben uns kein Körberlgeld verdient“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Belastend für die Handelsbetriebe seien vor allem die steigenden Kosten für Energie, Personal, Logistik, Mieten und Fremdkapital, die aus Rücksicht auf die Kunden nicht 1:1 auf die Verbraucherpreise umgewälzt würden.
Wettbewerb funktioniert
Auch der Wettbewerb im Lebensmittelhandel funktioniere gut, was auch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) festgestellt habe. Es gebe daher keine sachliche Notwendigkeit für teure regulative Eingriffe oder neue Preistransparenzdatenbanken, welche die Endkunden-Preise nicht senken, aber den bürokratischen Aufwand deutlich erhöhen würden.
Österreich-Aufschlag durch Industrie
Hauptgrund für die Preisdifferenzen ist für den Handelsverband der „Österreich-Aufschlag“ der Nahrungsmittelindustrie aufgrund territorialer Lieferbeschränkungen. Ein Verbot dieser Beschränkung - wie von der EU-Kommission nun geplant - zähle zu den Kernforderungen des Verbandes.
Die Arbeiterkammer Wien habe inzwischen erkannt, dass der Preisunterschied bei Lebensmitteln zwischen Österreich und Deutschland primär auf diesen Faktor zurückzuführen ist und die heimischen Händler hier ganz klar die Opfer sind, argumentiert Will. "Diese Einsicht wünschen wir uns auch bei den Kolleg:innen der AK Tirol, um die Bevölkerung faktenbasiert zu informieren“.
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