Potenzial für Photovoltaik auf Hausdächern ist größer denn je

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Dachflächen könnten laut Studie stärker genutzt werden. Gleichzeitig müssen aber auch Freiflächen-Anlagen ausgebaut werden.

Kein europäisches Land hat im vergangenen Jahr pro Kopf gerechnet mehr Photovoltaik-Leistung neu installiert als Österreich. Dieser Ausbauschub ist erfreulich, aber auch notwendig, um die heimischen Klimaziele zu erreichen, heißt es bei einer Pressekonferenz von Österreichs Energie am Mittwoch. Die Interessensvertretung der heimischen E-Wirtschaft hat eine neue Studie präsentiert, die zeigen soll, welche Ausbaupotenziale für Photovoltaik in Österreich aus aktueller Sicht vorhanden sind.

Potenzial deutlich höher als noch vor vier Jahren

Vor vier Jahren wurde schon einmal eine solche Studie vorgestellt. Seither habe sich jedoch einiges verändert, sagt Hubert Fechner von der Technologieplattform Photovoltaik, die die Studie durchgeführt hat: "Das PV-Potenzial ist jetzt deutlich höher, weil die Module derzeit so billig sind. In Zukunft sollten die Preise auch auf dem Niveau bleiben." Ebenfalls verändert hat sich die Einschätzung, auf welchen Seiten von Hausdächern man PV-Module sinnvoll einsetzen kann. "Auch ein Norddach mit 20 Prozent Neigung erbringt noch 70 Prozent des Optimums."

In Summe beziffert die Studie die mögliche jährliche Stromproduktion, die man auf Hausdächern noch zusätzlich erzielen könnte, mit 10,7 Terawattstunden. Das ist rund ein Drittel dessen, was für den gesamten PV-Ausbau benötigt wird, um das Klimaziel 2040 zu erreichen. 2,8 TWh könnte man erzielen, wenn man Verkehrsflächen nutzt, also etwa PV-Anlagen auf Lärmschutzwänden und als Parkplatzüberdachungen realisiert. Für den großen Rest - laut Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) 21 TWh - benötigt man Anlagen auf der Freifläche. Gemäß der Stromstrategie 2024 von Österreichs Energie wären es aufgrund unterschiedlicher Zielvorgaben nur 12,7 TWh auf der Freifläche.

Auf welchen Flächen man Photovoltaik in Österreich ausbauen könnte

Auf welchen Flächen man Photovoltaik in Österreich ausbauen könnte

Flächen mehrfach nutzen

Hier ziehe man am besten die Agrar-Photovoltaik, kurz Agri-PV, in Betracht, sagt Fechner: "Sie bringt viele Synergien und könnte die heimische Wertschöpfung deutlich steigern." Einerseits könne man Anbauflächen doppelt nutzen, etwa durch die Errichtung vertikaler PV-Module in Ost-West-Ausrichtung. Andererseits könnte man Flächen für PV-Anlagen aus der Landwirtschaft ausklammern und einen doppelten Nutzen durch Renaturierung und mehr Biodiversität erreichen: "Viele Studien zeigen, dass man dadurch einen ungestörten Naturraum schafft."

Wichtig ist laut Fechner, möglichst alle Flächenkategorien parallel zu erschließen. Die Ausbaugeschwindigkeit sollte am besten beibehalten werden. "Es wäre schön, wenn man in den nächsten 15 Jahren jährlich zwei Gigawatt Leistung dazu erhält. Für das Gewerbe wäre es wichtig, einen kontinuierlichen Markt vorzufinden."

Geld und Gesetze dringend benötigt

Für die Studie hat man sich nicht nur angesehen, wo ein theoretisches Potenzial zur Errichtung von PV-Anlagen vorliegt, sondern auch Faktoren wie Wirkungsgrade von Modulen, statische Eignung von Dächern, Einspeise- und Strompreise und soziale Kriterien. Beim Ausbau von Photovoltaik komme es aber auch ganz stark darauf an, Anlagen intelligent in das Stromnetz zu integrieren, sagt Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Österreichs Energie: "Die Sonne schickt keine Rechnung, aber der Netzbetreiber. Der Umbau kostet Geld."

Ebenfalls wichtig seien aktualisierte Rahmenbedingungen, allen voran das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), das noch nicht beschlossen wurde. Schmidt drängt hier zur Eile. Fechner warnt: "Wenn hier weiter eine Blockade herrscht, ist das ein Rückschritt, der uns vielleicht Jahre zurückwirft." Derzeit sei Strom aus Photovoltaik in den Mittagsstunden reichlich verfügbar, was teilweise zu negativen Strompreisen führt. Das ElWG würde es ermöglichen, Einspeiseleistungen zu begrenzen oder Anreize für Konsumenten zu schaffen, ihren Stromverbrauch auf Zeiten mit viel Erzeugung auszurichten.

Wesentliche Säule der Energieversorgung

Insgesamt sei zu sehen, dass Photovoltaik eine wesentliche Rolle im Umbau des Energiesystems spielen werde, sagt Fechner: "Es wird eines der Hauptstandbeine der Energieversorgung." In Österreich werde PV aufgrund der vorhandenen Wasserkraft in Zukunft "nur" 30 Prozent des Stromes liefern, in anderen Ländern werde Sonnenenergie über 50 Prozent der Stromproduktion abdecken - wenn die Klimaziele erreicht werden.

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