Wegen der Corona-Pandemie sind die Forderungen lauter geworden, Österreich als Pharma-Standort zu stärken. Die Branche hat sich bereits damit beschäftigt, welche Rahmenbedingungen für eine Impfstoffproduktion nötig wären. „Es stellt sich die Frage, wie wir mit der Welt zusammenhängen. Wir sind keine Insel“, sagt Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller.
Forschung und Entwicklung würden global stattfinden, die Produktion solle jedoch lokal erfolgen. „Es ist wichtig, das in Balance zu halten“, sagt Gallo-Daniel. Ein wesentlicher Faktor sei die Zeit, sowohl beim Forschen, in der Produktion und Distribution sowie beim Impfen. Bis Ende 2021 sollen weltweit elf Milliarden Dosen an Impfstoffen zu Verfügung gestellt werden, erklärt Gallo-Daniel.
Kein Ende
Doch damit sei die Pandemie noch nicht zu Ende, es müsse weiter Forschung und Entwicklung betrieben werden, um auch Kinder, Jugendliche sowie Schwangere entsprechend impfen und Mutationen wirksam bekämpfen zu können.
Um die heimische Pharmaindustrie anzukurbeln, seien nicht nur finanzielle Zuwendungen seitens des Bundes hilfreich, sondern auch ein gutes schulisches und universitäres Umfeld, aus dem gut ausgebildete Mitarbeiter zu rekrutieren sind, sagt Michael Kocher, Country-President von Novartis-Österreich.
Auch hält er den Patentschutz für wichtig, da es sonst für Unternehmen nicht interessant wäre, in Forschung und Entwicklung zu investieren. Den Ambitionen des US-Präsidenten Joe Biden, der den Patentschutz bei Corona-Impfstoffen lockern will, steht er daher ablehnend gegenüber.
Anfällig in Krisenzeiten
„Die Impfstoffproduktion ist komplex und aufwendig“, sagt Bernhard Wittmann, Vizepräsident des Verbands der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig). Weltweite Netzwerke und Lieferketten seien zwar wichtig, in Krisenzeiten jedoch anfällig. „Wir müssen das Augenmerk darauf legen, wieder mehr Produktion und Know-how nach Österreich zu holen“, sagt Wittmann.
Um das zu erreichen, müssten auch die bereits bestehenden lokalen Produzenten, die oft Klein- und Mittelbetriebe seien, unterstützt werden. Womit auf bereits vorhandenes Know-how zurückgegriffen würde. Dabei dürfe man aber nicht auf eine europaweite Pharma-Strategie vergessen. Auch sollte man künftig weniger auf die Preise der Impfstoffe schauen – vor allem wenn man bedenke, wie viel ein Lockdown koste.
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