"Pferde-Lasagne" auch in Deutschland

epa03581576 Tonio Borg, Member of the European Council in charge of Health and Consumer Policy during a press conference on on the findings of horse meat in meat products containing different type of meat, at the EU Commission headquarters in Brussels, Belgium, 13 February 2013. EPA/JULIEN WARNAND
Bisher gibt es keine Spur nach Österreich. Die EU will strengere Kennzeichnungspflicht.

Der Betrugsfall um Pferdefleisch in falsch deklarierten Produkten hat auch Deutschland erreicht. Lieferlisten der EU belegen, dass in den vergangenen drei Monaten größere Mengen an Tiefkühlmenüs nach Deutschland geliefert wurden, die nicht deklariertes Pferdefleisch enthielten. Das Fleisch kam aus Luxemburg und Frankreich.

Dass Tiefkühllasagne oder Burger mit nicht ausgewiesenem Pferdefleisch über Deutschland auch nach Österreich gelangt sein könnten, hält die Leiterin der Abteilung Lebensmittelrecht, -gesundheit und -sicherheit im Gesundheitsministerium, Carolin Krejci, derzeit für unwahrscheinlich. „Ausschließen kann man es aber nicht.“

In England und Wales wurden am Dienstag nach Razzien zwei Betriebe geschlossen. Die betroffenen britischen Aldi- und Lidl-Märkte haben sich mittlerweile von einem Teil ihrer Lieferanten getrennt.

Gesundheitsrisiko?

Noch sind keine Fälle bekannt, in denen das Pferdefleisch zu gesundheitlichen Problemen führte. Doch diese Sorge beschäftigt viele.

Jedes Pferd sei registriert und wird, so Krejci, „als Lebensmittel geboren“. Ist ein Pferd krank, entscheidet der Tierarzt die Medikamentengabe, je nachdem, ob das Tier als Lebensmittel registriert ist oder nicht mehr.

Ob das Pferdefleisch in der Lasagne aus kontrollierter Zucht war, weiß man noch nicht genau. Denn bei Rennpferden zum Beispiel wird häufig Phenylbutazon eingesetzt. Bei Menschen ist dieser Wirkstoff nur in Ausnahmefällen zugelassen, schreibt Die Welt. Dass eine bessere Kennzeichnung Fälle wie den aktuellen verhindert, glaubt Krejci nicht: „Wenn jemand betrügen will, kann das Netz gar nicht so eng sein, dass er nicht durchschlüpfen kann.“

In Brüssel gab es Mittwochabend (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) einen kurzfristig einberufenen Mini-Gipfel, an dem Minister aus den bisher betroffenen Ländern teilnahmen. Am Freitag will die EU-Kommission über das weitere Vorgehen beraten.

„Klarer Fall von Betrug“

Für EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg ist der Pferdefleisch-Skandal nach derzeitigem Stand keine Folge zu lockerer Gesetze: „Jemand entlang der Lieferkette hat versucht, die Verbraucher zu täuschen. Es ist ein Betrugsfall, es hat einen Betrug oder eine Nachlässigkeit bei der Etikettierung des Fleischs gegeben.“

Wohl als Folge der Pferdefleisch-Causa will die EU-Kommission Verbesserungen bei der Produktsicherheit und der Marktüberwachung erreichen. Borg und Industriekommissar Antonio Tajani präsentierten am Mittwoch einen entsprechenden Entwurf, der noch von den Mitgliedsstaaten und dem Parlament genehmigt werden muss. Ein zentraler Punkt: Auf allen in Europa verkauften Waren soll künftig das Herkunftsland stehen – verpflichtend. „Jedes Produkt muss klar rückverfolgbar sein“, sagte Tajani. „Das gilt für die ganze Lieferkette, also für alle, die mit dem Produkt in Kontakt kommen.“

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