Peugeot fährt auf Opel ab

.
Peugeot will die angeschlagene Tochter von General Motors kaufen. Opel kämpft seit 1999 mit Verlusten.

In der Autobranche bahnt sich eine spektakuläre Übernahme an: Die französische Gruppe PSA Peugeot Citroën verhandelt mit dem US-Autobauer General Motors über den den Kauf dessen deutsche Tochter Opel. Ein Sprecher der PSA-Gruppe bestätigte am Dienstag die Gespräche, weitere Details nannte er aber nicht. Offen blieb auch, ob es eine totale Übernahme sein soll oder ob GM einen Teil von Opel behält, etwa die britische Marke Vauxhall.Insidern zufolge sind die Gespräche aber bereits weit gediehen, eine entsprechende Vereinbarung könnte bereits in wenigen Tagen verkündet werden. Denn auch GM bestätigte Dienstagnachmittag Gespräche über einen möglichen Verkauf des Europageschäfts des Konzerns.

Platz zwei in Europa

Peugeot fährt auf Opel ab
Mit dem Deal würden die Karten auf dem europäischen Automarkt neu gemischt. Gemeinsam produzieren die PSA-Gruppe und Opel 4,2 Millionen Fahrzeuge, damit würde die Gruppe Renault überholen und zweitgrößter europäischer Autobauer hinter Volkswagen werden. GM würde sich damit weitgehend vom europäischen Markt zurückziehen. Experten sind allerdings skeptisch, ob der Deal Sinn macht. „Eins und eins ergibt in diesem Fall nicht zwei, sondern eineinhalb“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Insituts an der Uni Duisburg-Essen. Wegen der hohen Investitionen in die E-Mobilität sei in der Branche eher mit weiteren Kooperationen als mit Fusionen zu rechnen.

Harte Sanierung

Kooperationen zwischen den beiden Autobauern gibt es bereits, sie arbeiten seit 2012 bei der Produktion von SUV und Minivans zusammen. Ursprünglich hatten sie allerdings Kooperationen quer über die gesamte Produktpalette geplant.

Gemeinsam haben die beiden Autobauer auch harte Sanierungsjahre in der jüngsten Vergangenheit. Opel schlitterte 2009 wie auch die Konzernmutter GM tief in die roten Zahlen. Ein geplanter Verkauf – Favorit auf Käuferseite war der Zulieferkonzern Magna des Austro-Kanadiers Frank Stronach – scheiterte aber nach einem monatelangen Tauziehen. GM behielt die defizitäre Tochter. Der folgende Sanierungskurs kostete Zigtausende Jobs, zwei Werke (Bochum, Antwerpen) wurden geschlossen. Die PSA-Gruppe musste 2013 mit Hilfe von Staatsgeldern, Werksschließungen und Jobabbau saniert werden.

Der Staat hält seither wie die Gründerfamilie Peugeot und der chinesische Autobauer Dongfeng rund 14 Prozent. Den Anlegern gefallen die Übernahmepläne: Die Aktie der PSA-Gruppe stieg um mehr als vier Prozent, GM um knapp vier Prozent zu.

Der vom Staat gestützte französische Autobauer PSA Peugeot Citroen hat voriges Jahr weltweit über 3,1 Millionen Fahrzeuge abgesetzt. Der französische VW-Konkurrent mit den Marken "Peugeot", "Citroen" und "DS" sieht sich in Europa schon länger als Branchenzweiter.

Konzernchef Carlos Tavares fuhr in den vergangenen Jahren einen harten Sanierungskurs - unter anderem mit Werkschließungen und Jobabbau. Um das vor drei Jahren stark angeschlagene Unternehmen zu retten, schoss unter anderem der französische Staat Geld zu und hielt zuletzt rund 14 Prozent der Anteile.

Auch der staatlich kontrollierte chinesische Hersteller Dongfeng stieg 2014 bei dem Traditionsunternehmen mit 14 Prozent ein. Der Einfluss der Peugeot-Familie sank im Zuge der Sanierung hingegen beträchtlich.

Der Umsatz betrug im vorvergangenen Jahr 54,7 Mrd. Euro; neuere Jahreszahlen liegen nicht vor. Beschäftigt wurden vom Konzern 184.000 Mitarbeiter.

Unlängst schaltete die französische Antibetrugsbehörde nach Untersuchungen zu Diesel-Abgasen bei PSA die Justiz ein. Ein entsprechendes Dossier ging an die Staatsanwaltschaft. Es liegt nun an der Justiz, über eventuelle Folgen zu entscheiden. Der Konzern betonte, er habe seine Fahrzeuge niemals mit Betrugs-Software ausgestattet.

Kommentare