Pattstellung bei der AUA: Gestritten wird um künftige Inflation

Pattstellung bei der AUA: Gestritten wird um künftige Inflation
Im AUA-Arbeitskampf geht aktuell nichts mehr. Betroffene beschweren sich lautstark. Eine Lösung per flexibler Lohnklausel wäre denkbar.

Verhärtete Fronten bei der AUA: Auch am Freitag wurde wieder auf verschiedenen Ebenen miteinander gesprochen, aber nicht verhandelt. Offenbar wäre schon das Zugeständnis, zu verhandeln, ein zu weitgehendes. Die eine oder die andere Seite könnte ja ihr Gesicht verlieren. Zur Erinnerung: Die AUA-Verhandlungen haben bereits Mitte Jänner begonnen - also vor rund drei Monaten.

Das heißt konkret: Es gibt auch keinen Termin für eine weitere offizielle Verhandlungsrunde, aber auch keine weitere Streikansage seitens der Gewerkschaft. Diese hat sich erst am Donnerstag "nach intensiven Verhandlungen" mit den Vertretern der Arbeitgeberseite auf einen KV-Abschluss für Flughäfen geeinigt. Es gibt für die Beschäftigten sieben Prozent per 1. Mai. Als Basis diente die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate in Höhe von 6,34 Prozent.

Am Flughafen Wien, einem der Hauptleidtragenden des AUA-Konflikts, hofft man auf eine Steilvorlage für eine doch noch mögliche Einigung bei der AUA. Ein Manager, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte: "Diese Auseinandersetzung kennt nur Verlierer. Einzig der Herr O’Leary in Dublin lacht sich mit seiner Ryanair einen Ast."

Schaden unverhältnismäßig 

Flughafen-Chef Günther Ofner, der auch Luftfahrt-Sprecher in der Wirtschaftskammer ist, geht davon aus, dass es zu einer Lösung zwischen AUA-Management und Gewerkschaft vida kommt, ja kommen muss. Zu groß sei der Schaden für die insgesamt 70.000 Beschäftigten, rechne man zur AUA und zum Flughafen auch alle Zulieferer und Dienstleister rund um den Standort Wien Schwechat hinzu. 

Ofner sagte zum KURIER: "Mit jedem Streiktag vergrößert sich der Schaden für alle Beteiligten am Flughafen unverhältnismäßig. Die Wut der Passagiere steigt, die Reiseveranstalter und Reisebüros schäumen. Ausbaden kann das alles das Bodenpersonal, bei denen die Kunden durchs Telefon kommen."

Gelingt keine Einigung und sollte wider Erwarten doch noch einmal gestreikt werden, hat der AUA-Konflikt das Potenzial, als ein negativer Spitzenreiter in die heimische Wirtschaftsgeschichte einzugehen. Im kollektiven Gedächtnis geblieben ist der größte Streik der jüngeren Geschichte, bei dem im Jahr 2003 rund 800.000 Arbeitnehmer gegen die Pensions- und ÖBB-Reform von Schwarz-Blau I unter Wolfgang Schüssel demonstrierten.

Der damalige Eisenbahner-Streik im November 2003 dauerte 66 Stunden. Bei der AUA hält man nach einem Warnstreik und dem jüngsten "echten" Streik zu Ostern bei 40 Stunden. 2003 war Wilhelm Haberzettl oberster Eisenbahnergewerkschafter, heute ist es Roman Hebenstreit, der als Vida-Chef auch im AUA-Arbeitskampf die Regie im Hintergrund führt.

Der letzte Verhandlungsstand sieht folgendermaßen aus: Für 2024 bietet die AUA rückwirkend mit 1. März acht Prozent an. Für die Jahre 2025 und 2026 sind es jeweils fünf Prozent.

Was der Gewerkschaft daran sauer aufstößt, ist der Umstand, dass die AUA die fünf Prozent schon inklusive der künftigen Inflation sieht.

Für das Jahr 2025 wird vom WIFO eine Inflationsrate von 2,7 Prozent erwartet (2023: 7,8 Prozent, 2024: 3,8 Prozent).

Das bedeutet: Sinkt die Inflation wirklich auf 2,7 Prozent im Jahresdurchschnitt 2025 bleibt den AUA-Beschäftigten im Durchschnitt eine reale Lohnerhöhung von 2,3 Prozent (die Differenz auf die angebotenen fünf Prozent). 

Sinkt die Inflation aber nicht, trägt die Belegschaft das Risiko eines KV-Abschlusses unter der Teuerung. Dieses Problem ließe sich mit einer Klausel, bei der den Beschäftigten ein fixer Aufschlag auf die Inflation 2025 zugesagt wird, relativ leicht lösen - bei entsprechend gutem Willen. 

Kommentare