Paket schlägt Brief: Erstmals 200 Millionen Post-Packerln

Post-Chef Georg Pölzl
"Zufriedenstellende“ Bilanz 2023: Amazon gleichzeitig größter Kunde und Konkurrent der heimischen Post

Nach 15 Jahren an der Spitze der halbstaatlichen Post AG hat Georg Pölzl seine letzte und – angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Zeiten – „zufriedenstellende“ Bilanz präsentiert, wie er selbst sagt.

Pölzl geht im Herbst in Pension. Als sein Nachfolger steht Finanzchef Walter Oblin, seit 12 Jahren im Vorstand, bereits fest.

Spannend ist vor allem die Entwicklung im Paketgeschäft: Lag dessen Umsatzanteil bei Pölzls Start im Jahr 2009 bei mageren 13 Prozent, so hat der Boom beim Online-Shopping in den vergangenen Jahren zu einer regelrechten Paketflut geführt. Mittlerweile liegt der Anteil des Paketgeschäftes (national wie international) bei 51 Prozent. Erstmalig wurde damit das seit Jahren rückläufige Brief-Geschäft überholt. Und erstmals wurde auch die Schallmauer von 200 Millionen transportierten Paketen in einem Jahr durchbrochen.

Umkämpfter Markt

Doch der Paket-Markt, an dem die Post in Österreich einen Anteil von 54 Prozent hat, ist heiß umkämpft. Beispielsweise stellt ja Amazon auch selbst Pakete zu. Und so kommt es, dass der US-Online-Gigant gleichzeitig der größte Wettbewerber der Post ist und ihr größter Kunde. Die Post profitiert hier u. a. vom stark gestiegenen Interesse an chinesischen Billigprodukten.

Neben dem Post-Geschäft will der Konzern freilich auch mit seiner Bank99 wachsen. Sie hat von den höheren Zinsen profitiert und im Vorjahr 20.000 neue Kunden (auf 280.000) gewinnen können. Doch die Bank ist immer noch in der Verlustzone. Positiv ist, dass sich andere Banken aus dem Filialgeschäft zurückziehen. Hier hat die Post mit ihrem flächendeckenden, wenn auch kostspieligen Filialnetz einen Wettbewerbsvorteil. Gleichzeitig soll aber auch im Nicht-Bankgeschäft die Möglichkeit zur Selbstbedienung (Empfangsboxen, Abholstationen) weiter massiv ausgebaut werden.

Die langfristig wohl größte Herausforderung für die Post ist die angestrebte völlige Dekarbonisierung bis 2040. Das kostet viel Geld. Es geht um E-Fahrzeuge, PV-Anlagen oder die Ausrollung alternativer Treibstoffe aus Abfällen und Pflanzenfetten („HVO“).Michael Bachner

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