Von Pago bleibt nur noch die Marke übrig

Von Pago bleibt nur noch die Marke übrig
Der neue Eigentümer Eckes-Granini gibt die Zentrale und die Produktion in Kärnten auf - 110 Jobs sind betroffen.

Hiobsbotschaft für den Wirtschaftsstandort Kärnten: Der deutsche Fruchtsaftriese Eckes-Granini (Hohes C, Obi, Yo) gibt als neuer Eigentümer sowohl die Produktion von Pago Fruchtsaft als auch die Firmenzentrale in Klagenfurt bis Jahresende auf. Vom Klagenfurter Traditionsunternehmen bleibt nur noch die Marke erhalten. 110 Mitarbeiter in Klagenfurt verlieren ihre Arbeitsplätze. Für sie soll es einen Sozialplan geben. Der Vertriebsstandort von Pago in Schwechat (NÖ) soll zwar auch mit Eckes-Granini zusammengeführt werden, die 20 Mitarbeiter sollen jedoch bleiben können.

Das Aus für den Klagenfurter Traditionsbetrieb mitten im Kärntner Wahlkampf lässt die Politik aktiv werden. Die Abwanderung von Pago zeige die schrumpfende Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Kärnten, kritisierte BZÖ-Chef Josef Bucher.

Ein Sanierungsfall?

Eckes-Granini-Chef Thomas Hinderer bezeichnete Pago als „Sanierungsfall“, das Werk in Klagenfurt sei seit Jahren nicht ausgelastet gewesen und arbeite daher nicht kostendeckend. Pago verliere seit zwölf Jahren Umsätze und schreibe Verluste. Dabei wurde erst 2011 im Klagenfurter Werk eine neue PET-Abfüllanlage errichtet, die als eine der modernsten Anlagen Europas galt.

Abgefüllt soll Pago künftig von einem Eckes-Granini-Partner werden, welcher das sein soll, wurde noch nicht verraten. Der Firmensitz wird von Klagenfurt nach St. Florian in Oberösterreich verlegt, wo auch die Granini-Marken „Yo, Obi und Pago“ betreut werden. Das deutsche Familienunternehmen mit Stammsitz in Nieder-Olm bei Mainz erwarb Pago erst Ende 2012 vom Bierkonzern Heineken/Brauunion, der sich aus dem Fruchtsaftgeschäft zurückziehen wollte.

Mitbewerber gekauft

Mit der Übernahme kaufte Eckes-Granini nicht nur einen Mitbewerber, der besonders in der Gastronomie stark vertreten ist, sondern sicherte sich damit auch den Marktzugang in Italien, Kroatien und weiteren Märkten in Südost-Europa.

Der Klagenfurter Traditionsbetrieb kämpft schon seit Jahren gegen eine immer globaler aufgestellte Fruchtsaftbranche. Im Vorjahr machten den Kärntnern die gestiegene Rohstoffpreise und die Wirtschaftskrise in wichtigen Absatzländern wie Italien und Spanien zu schaffen. „Aller Voraussicht nach werden sich die Preise auch weiterhin auf sehr hohem Niveau bewegen“, ist Hinderer überzeugt und versucht zu beruhigen. „Pago bleibt eine österreichische Marke von europäischer Bedeutung“, betont der Eckes-Granini-Chef. Nachsatz: „ Für die Verbraucher wird Pago Pago bleiben.“

Geschichte

Der Unternehmer Jakob Pagitz begann schon im Jahr 1888 in Klagenfurt, Sodawasser herzustellen und mischte später Fruchtsaft dazu.

Die ersten drei Pago-Sorten waren Apfel, schwarze und rote Johannisbeere. Der Firmenname ist eine Wortkombination aus Pagitz und Obst.

Das Unternehmen setzt mit 286 Mitarbeitern rund 92 Millionen Euro um und ist in 35 Märkten vertreten.

Eckes-Granini

Das deutsche Unternehmen beschäftigt 1650 Mitarbeiter und vertreibt Fruchtsäfte in mehr als 70 Ländern. 2011 wurden 880 Mio. Euro erwirtschaftet.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner macht sich um Österreich als Wirtschaftsstandort keine Sorgen. „Der Standort Österreich ist gerade in einem schwierigen internationalen Umfeld ausgesprochen attraktiv und wettbewerbsfähig.“

Österreich profitiert von der Krise. Im Vorjahr haben sich 22 italienische Firmen in Österreich (vorwiegend in Kärnten) niedergelassen, die Ursache dafür liegt im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld in Italien. „Außerdem gab es 2012 die ersten beiden griechischen Unternehmensansiedelungen“, freut sich der Geschäftsführer der Austrian Business Agency (ABA), Rene Siegel.

Auch russische Unternehmen entdecken den österreichischen Markt, im abgelaufenen Jahr haben elf russische Unternehmen in Österreich investiert, sieben Unternehmen kamen aus China, zwei aus Indien.

Insgesamt siedelten sich im Vorjahr 201 Betriebe neu an. Die meisten Unternehmen kommen traditionell aus Deutschland, auch wenn die Zahl der neuangesiedelten deutschen Unternehmen im Vorjahr auf 63 (2011 waren es noch 71) zurückgegangen ist. Deutsche Neuansiedelungen sind etwa der Gartengeräte-Hersteller Viking, Bora Filtertechnik/Entlüftung und der mobile Autoverleih car2go.

Gesunken sind die Investitionen, die im Rahmen der Ansiedelungen getätigt wurden. Das heißt, dass die einzelnen Projekte kleiner werden. Mehr als 280 Millionen Euro wurden in den Standort Österreich investiert, das sind immerhin um fast fünf Prozent weniger als 2011. Wie die Gegenrechnung aussieht, wie viele Unternehmen sich im Vorjahr also aus Österreich zurückgezogen haben, konnte Minister Mitterlehner nicht beantworten. Die Begründung: Darüber würden keine Statistiken geführt.

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