Organisierte Schwarzarbeit: Täter erhielten glimpfliche Strafen

Organisierte Schwarzarbeit: Täter erhielten glimpfliche Strafen
1702 Bauarbeiter bei Scheinfirmen angemeldet und an österreichische Auftraggeber-Firmen vermittelt.

Maler 012, Bunda Electronics, LDM Immobilien, Setro HandelsGmbH, Immo Residence Realitäten u. Vermögensverwaltung GmbH oder Reichan GmbH – all diese Firmen haben zwei Dinge gemeinsam: Sie sind pleite und sie standen als Scheinunternehmen im Mittelpunkt eines Krimis in der österreichischen Fassadenbau-Branche.

Kürzliche mündete die Ermittlungsarbeit der Wiener Finanzpolizei zu einem vierten Strafprozess, Ankläger war die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Vier Personen mit serbischen und kroatischen Wurzeln standen im Verdacht des schweren gewerbsmäßigen Betrugs, des Sozialbetrugs und der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Strafdrohung betrug bis zu zehn Jahre Haft.

Organisierte Schwarzarbeit: Täter erhielten glimpfliche Strafen

 

Die Hauptverhandlung am Straflandesgericht Wien ist längst über die Bühne gegangen.

Organisierte Schwarzarbeit: Täter erhielten glimpfliche Strafen

Verteidiger Philipp Wolm boxte seinen Mandanten vor Gericht heraus

Die Urteile

Nun liegt das schriftliche Urteil vor. Der Erstbeschuldigte Srdan J, vertreten von Verteidiger Philipp Wolm, kam besonders günstig davon. 30 Monate Haft, davon aber nur zehn Monate unbedingt.

Die Zweitangeklagte, seine Schwester, vertreten vom Verteidiger Klaus Ainedter, fasste 3,5 Jahre aus, weil sie einschlägig vorbestraft ist. Sie war innerhalb der offenen Probezeit neuerlich straffällig geworden. Der bedingt nachgesehene Strafteil wurde nicht widerrufen, sondern die Probezeit auf fünf Jahre verlängert.

Der dritte Beschuldigte bekam drei Jahre und der vierte sogar nur neun Monate. Zum Teil wurden die Beschuldigten von einzelnen Delikten freigesprochen.

Organisierte Schwarzarbeit: Täter erhielten glimpfliche Strafen

Verteidiger Klaus Ainedter konnte für seine Mandantin eine relativ geringe Strafe erzielen

Die ursprünglichen Vorwürfe

Sie sollen zwischen Februar 2016 und Juli 2018 zumindest 1702 Bauarbeiter bei Scheinfirmen angemeldet und an österreichische Auftraggeber-Firmen vermittelt haben. Die Sozialversicherungsbeiträge und die Zuschläge zu Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) sollen sie nicht bezahlt haben. Um die Behörden zu täuschen, wurden sogar Scheinverträge zwischen den Scheinfirmen und den tatsächlichen Auftraggebern abgeschlossen.

Alleine der Schaden der Wiener Gebietskrankenkasse wird mit 1,02 Millionen Euro beziffert, jener der BUAK mit 863.000 Euro. Indes sollen die „verdächtigen“ Personalvermittler 250 Euro pro Arbeiter und Monat kassiert haben – schwarz.

Kommentare