OMV wird wieder mehr auf Erdgas-Geschäft setzen

OMV-Zentrale mit großem Firmenlogo.
Zusammenfassung
- OMV reduziert Investitionen bis 2030 um 5 Mrd. Euro und setzt verstärkt auf das Erdgas-Geschäft in Europa.
- Nachhaltigkeitsprojekte wie SAF, Geothermie und Wasserstoff werden weiterverfolgt, aber zeitlich gestreckt; das Netto-Null-Ziel für 2050 bleibt bestehen.
- OMV will führender Gasversorger in Europa werden, die Öl- und Gasproduktion steigern und das Ladenetz für E-Fahrzeuge deutlich ausbauen.
Der teilstaatliche Energiekonzern OMV hat seine Finanz- und Investitionsziele bis 2030 zurückgeschraubt. Um die Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken zu erhöhen, senkt der Konzern die geplanten kumulierten Investitionen für den Zeitraum 2026 bis 2030 um insgesamt 5 Milliarden Euro. Künftig sollen jährlich im Schnitt rund 2,8 Mrd. Euro investiert werden, etwa 30 Prozent davon in nachhaltige Projekte.
Bei Erdgas kann man schneller Gewinn erzielen
Den Plan, bis 2050 zu einem CO2-neutralen Unternehmen zu werden, möchte die OMV auf jeden Fall beibehalten, sagt CEO Alfred Stern beim OMV Capital Markets Day am Montag. Man möchte auch weiterhin Geschäftsbereiche wie die Erzeugung nachhaltiger Flugzeugtreibstoffe (SAF), Geothermie und Wasserstoff ausbauen. Der Bedarf daran sei auch aufgrund regulatorischer Hürden noch nicht so groß. Wenn er wachse, möchte man ihn sofort bedienen können.
Aber in Europa brauche man "länger und mehr Gas, als wir bisher erwartet haben. Das ist eine Wachstumsmöglichkeit". Im Sinne von Kunden und Investoren wolle man diese Möglichkeit nutzen und dadurch Erträge und Cash Flow generieren. Mit neuen Gasfunden in Europa (Norwegen, Rumänien) möchte man die kontinentale Eigenversorgung verbessern und die Abhängigkeit von Flüssiggasimporten reduzieren.
Zeitpläne von nachhaltigen Projekten werden angepasst
Das Ziel für das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (CCS EBIT) liegt nun bei mehr als 6,5 Mrd. Euro im Jahr 2030. Der operative Cashflow soll über 6 Mrd. Euro erreichen - zuvor waren mindestens 7,5 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden. Die Anpassung der Investitionsplanung ergibt sich vor allem aus der Entkonsolidierung der Chemietochter Borealis nach der geplanten Gründung der Borouge Group International (BGI), wodurch sich die Investitionsaufwendungen um rund 3,5 Mrd. Euro verringern.
Weitere 1,5 Mrd. Euro will die OMV in den Bereichen Energie und Kraftstoffe einsparen und dort die organischen Investitionen um 1,5 Mrd. Euro zurückfahren - unter anderem durch die zeitliche Streckung einzelner Nachhaltigkeitsprojekte. Unter anderem verzögert sich der Hochlauf der ReOil-Technologie, bei der Plastikabfälle wieder zu Polyolefinen gemacht werden. Die Nachfrage danach sei immer größer, die gesetzlichen Rahmenbedingungen allerdings hinken hinterher.
Rumänisches Gas-Großprojekt liegt im Plan
OMV-Chef Alfred Stern will "auf verantwortungsvolles Wachstum und Wertschöpfung" für die Aktionäre setzen, wie er am Montag erklärte. Die Projekte im Gasbereich - etwa das rumänische Offshore-Projekt Neptun Deep - liegen demnach im Zeitplan, ebenso wie die geplanten Anlagen für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF/HVO) und grünen Wasserstoff, die bis 2028 in Betrieb gehen sollen.
Im Energiebereich "bleibt Gas das Herzstück unserer Wachstumsstrategie", sagte Stern in einer Pressekonferenz. "Wir wollen ein führender Gasversorger für unsere europäischen Kernmärkte werden. Das bedeutet, dass wir die Versorgungssicherheit für Europa gewährleisten und gleichzeitig die Profitabilität und Widerstandsfähigkeit unserer Portfolios sicherstellen wollen." Bis 2030 will OMV ihre Öl- und Gasproduktion auf rund 400.000 Barrel Öläquivalent pro Tag steigern.
Mehr Energieproduktion soll Kosten senken
"Wenn wir die Energiekosten in Europa nach unten bringen wollen, müssen wir mehr in Produktion investieren", sagte Stern. Dafür müsse es aber auch attraktive Erträge geben. Die Diskussion über Verbrenner-Verbote sorge für Unsicherheit, "das macht Investitionen sehr schwierig".
OMV will ein Top-Betreiber von Ladestationen werden
Das Unternehmen setzt weiterhin auf die Energietransformation. "Die Nachfrage nach nachhaltigen Treibstoffen und Chemie wird von 2025 bis 2040 kontinuierlich zunehmen", sagte Stern. Wesentlich für die Energiewende sei auch die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge. "Unser Ziel ist es, bei Ladestationen zu den drei Top Playern in Zentral- und Osteuropa zu werden. Dazu gehören Länder wie Österreich, Ungarn, Rumänien, die Slowakei, Tschechien und Bulgarien." Derzeit betreibe die OMV mehr als 1.200 Ladepunkte, doppelt so viele wie vor einem Jahr. "Bis 2030 wollen wir rund 5.000 Ladepunkte erreichen."
Die erst am Freitag angepasste Dividendenpolitik - mit einer Ausschüttung von künftig 50 Prozent der OMV zurechenbaren BGI-Dividenden (Borouge Group International) plus 20 bis 30 Prozent des operativen Cashflows - wurde bestätigt.
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