Der Inhalt war bei allen Anzeigen sehr ähnlich. Es wurden keine konkreten Verdachtsmomente genannt. Die Staatsanwaltschaft möge vielmehr die mögliche strafrechtliche Relevanz der Nicht-Entlastung des ehemaligen OMV-Chefs Rainer Seele prüfen.
WKStA-Sprecher René Ruprecht bestätigte gegenüber dem KURIER den Eingang der Sachverhaltsdarstellungen. Man habe den Anfangsverdacht geprüft, derzeit liege der Vorhabensbericht bei der Oberstaatsanwaltschaft. Der Fall ist angesichts der Bedeutung der OMV berichtspflichtig. Ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird oder die Anzeigen zurückgelegt werden, wollte Ruprecht nicht sagen.
Zu Beginn der Hauptversammlung hatten Aufsichtsrat und Vorstand der OMV ihren ursprünglichen Antrag auf Entlastung des gesamten Vorstands geändert und angekündigt, Seele die Entlastung zu verweigern. Während alle Vorstände für das Geschäftsjahr 2021 entlastet wurden, sprachen 71 Prozent der Aktionäre wie berichtet Seele das Misstrauen aus.
Als Grund nannte Aufsichtsrats-Vorsitzender Mark Garrett die derzeit laufenden internen Untersuchungen im Auftrag des Aufsichtsrates, die von einer deutschen Anwaltskanzlei unterstützt werden.
Die Nicht-Entlastung, die ein zivilrechtlicher Vorgang ist, nehme das Ergebnis der Untersuchungen nicht vorweg, daher sei auch eine nochmalige Befassung der Hauptversammlung möglich, erklärte Garrett.
Es geht um drei Punkte. Eine äußerst großzügige Ergänzung zum Arbeitsvertrag des ehemaligen Chefs der internen Revision und Compliance. Weiters um das Millionen-Sponsoring für den Fußballklub Zenit St. Petersburg, dem Lieblingsverein von Wladimir Putin. Ein Thema sind auch die langfristigen Gasverträge mit Russland. Die Russland-Deals von Seele wurden im ersten Halbjahr 2022 mit rund zwei Milliarden Euro wertberichtigt.
Im Fußball-Sponsoring wurde von der WKStA bereits einmal ermittelt, das Verfahren aber eingestellt. Die Anzeige war zu dünn.
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