OMV-Abschreibung in Russland: „Teures Erbe von Ex-Vorstand Seele“

FILE PHOTO: The logos of Austrian oil and gas group OMV and Gazprom are seen in Vienna
Energie-Experte Walter Boltz zu Millionen-Abschreibungen der OMV in Russland

Nach dem Exodus westlicher Firmen aus Russland, kam es am Wochenende nicht mehr ganz überraschend. Auch der österreichische Ölkonzern OMV will nicht mehr in Russland investieren und seine 24,99-Prozent-Beteiligung am Erdgasfeld Juschno Russkoje überprüfen. „Diese Überprüfung beinhaltet alle Optionen einschließlich Möglichkeiten einer Veräußerung oder Ausstiegs“, teilte der Konzern mit.

Die OMV muss dadurch 500 bis 800 Millionen Euro abschreiben. „Das ist schmerzhaft, aber nicht existenzbedrohend“, kommentiert Energie-Experte Walter Boltz.

Schließlich hat die OMV 2021 ihren Gewinn auf 2,8 Mrd. Euro verdoppelt. Dennoch sei das jetzt „ein teures Erbe von Ex-Vorstand Seele“, kommentiert Boltz. Unter dessen Amtszeit wurde die Beteiligungen an der russischen Gasförderung und dortigen Förderlizenzen ausgebaut. Boltz: „Obwohl es die Logik der Geschäftswelt sagt, dass man sich breiter aufstellen sollte.“

Eine gewisse Fahrlässigkeit ortet er auch seitens der österreichischen Regierung, die diesen Weg unterstützt hat. „Österreich hatte in Europa den Ruf des Putin-Verstehers, ein zweifelhafter Ruf, auch schon vor Ausbruch des Krieges.“ Es könne wohl kein Zufall sein, dass hochrangige österreichische Ex-Politiker von Wolfgang Schüssel abwärts, nach ihrer Politkarriere hochdotierte Ämter in Russland bekleideten. Boltz: „Da wird es wohl schon in ihrer aktiven Zeit gute Kontakte gegeben haben.“

Dass Rainer Seele OMV-Chef wurde, sei schon unter dem Russland-Aspekt zu hinterfragen gewesen. Schließlich war er zuvor Chef der deutschen Wintershall, die wiederum Partnerin der Gazprom ist. Teuer wird für die OMV übrigens auch die Beteiligung an der Pipeline-Gesellschaft Nord Stream 2 – die die OMV mit knapp einer Milliarde Euro abschreiben muss.

Gas fließt weiter

Nicht vom Russland-Ausstieg betroffen ist der Gasliefervertrag mit der Gazprom, den Seele 2018 bis zum Jahr 2040 verlängert hat. Über diesen wird mit 13 Mrd. Kubikmetern um 1,7 Mal mehr Gas geliefert, als Österreich braucht. Das heißt, die OMV verkauft das Gas weiter.

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