Russischer Oligarch Oleg Deripaska verklagt Baukonzern Strabag

RUSSIA-POLITICS-ECONOMY
Der Strabag-Miteigentümer wurde infolge der EU-Sanktionen im Konzern entmachtet. Dagegen soll er jetzt gerichtlich vorgehen.

Vor 15 Jahren ist der russische Oligarch und Putin-Vertraute Oleg Deripaska beim Baukonzern Strabag eingestiegen, jetzt ist die Beziehung komplett zerrüttet, schreibt die Tageszeitung „Der Standard“. Wegen der Russland-Sanktionen soll Deripaska jetzt sogar gerichtlich gegen den Strabag-Vorstand vorgehen.

Konkret habe die in Zypern ansässige Rasperia Trading Limited, die vom Oligarchen kontrolliert werde, am Mittwoch vor dem Landesgericht Klagenfurt Klage gegen die Strabag eingebracht, schreibt „Der Standard“ weiter.

Zu 27,8 Prozent gehört das Unternehmen besagter Rasperia; den Rest teilen sich vor allem die Familie Haselsteiner und die Uniqa-Raiffeisen-Gruppe. Spätestens mit dem Überfalls Russland auf die Ukraine am 24. Februar ist die Miteigentümerschaft Deripaskas zur schweren Last für die Strabag geworden.

In Waffengeschäfte involviert

Zunächst kündigten Mitte März die anderen Strabag-Eigentümer den Syndikatsvertrag mit der Rasperia auf, beendeten also jegliche Zusammenarbeit mit Deripaska, so die Zeitung weiter.

Am 8. April sei der nächste Schritt gefolgt: Die EU setzte Deripaska und all seine Unternehmen – auch die Rasperia – auf ihre Sanktionsliste, unter anderem, weil der Oligarch in Russland in die Waffenproduktion involviert sein soll. Das bedeutet: Alle Vermögenswerte des Oligarchen werden eingefroren und über ihn selbst ein Einreiseverbot verhängt.

Die Strabag habe am 5. Mai auf den EU-Beschluss reagiert. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung seien die erforderlichen Schritte gesetzt worden: Die Rasperia habe nunmehr keine Stimmrechte mehr bei der Strabag, auch die Dividendenzahlungen sei eingestellt worden. Außerdem sei Thomas Bull – jenes Mitglied im siebenköpfigen Strabag-Aufsichtsrat, das von der Rasperia entstand wurde – abberufen worden, so "Der Standard".

Beschlüsse aufheben

Das Vorgehen schmecke der Rasperia allerdings ganz und gar nicht, wie sich am vergangenen Mittwoch laut Standard gezeigt habe. Da habe die zypriotische Gesellschaft Klage gegen den Strabag-Vorstand eingebracht.

Die Rasperia verlange, dass die Beschlüsse der außerordentlichen Hauptversammlung von Anfang Mai "für nichtig erklärt" werden. Konkret sei die Enthebung des Aufsichtsratsmitglieds Thomas Bull nach Ansicht der Rasperia als ungesetzlich rückgängig zu machen.

Die Anfechtungsklage wurde beim Landesgericht Klagenfurt eingebracht, weil sich der offizielle Strabag-Firmensitz in Villach befindet.

Bei der Strabag sieht man sich für das Verfahren gut gerüstet, heißt es auf Anfrage des „Standard“. Unter anderem verweise das Unternehmen auf Gutachten, die die Position des Strabag-Vorstands untermauern würden.

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