Ohne Gas aus Russland wäre Rezession in Österreich wohl unausweichlich
Agenda-Austria-Chef Franz Schellhorn ist voll des Lobes für den deutschen Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. Habeck rackere offenbar 24 Stunden am Tag zur Sicherstellung der Energieversorgung in Deutschland. Er wirke derzeit neben Olaf Scholz wie der eigentliche Kanzler der Bundesrepublik.
Ganz anders agiere Österreichs Energieministerin Leonore Gewessler, ebenfalls eine Grüne. Sie lege zwar detaillierte Pläne für mehr Sicherheit im Straßenverkehr vor, die Sicherung der Energieversorgung angesichts eines möglichen Gas-Embargos scheine ihr aber "kein ganz großes Anliegen" zu sein, so Schellhorn. "Österreich stolpert relativ planlos durch die Gas-Krise. Man sieht keinen Masterplan", lautet sein Befund.
Tags zuvor hatte auch Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer (ÖVP) scharfe Kritik an Gewessler geübt: "Wir tappen im Dunkeln".
Die wirtschaftsliberale Agenda Austria hat zum Themenkomplex "Gas-Embargo" drei Szenarien gerechnet, die zeigen sollen, wie heftig die Auswirkungen für die heimische Volkswirtschaft wären. Unter der Annahme, dass zwischen Mai und Ende Dezember 2022 kein Gas aus Russland nach Österreich fließt, liegen die Ergebnisse zwischen einem BIP-Rückgang um 1,5 Prozent im optimistischen und 4,5 Prozent im pessimistischen Szenario.
Im besten Fall wäre also der Aufschwung dahin, im worst case eine relativ schwere Rezession die Folge. Laut Angaben der Denkfabrik sind bei einem Gas-Embargo zwischen 25.000 und 80.000 Jobs in Österreich in Gefahr.
Wichtig sei nun, soziale Härtefälle angesichts der hohen Gaspreise abzufedern, ansonsten aber die Preise als wichtige Signale zuzulassen und eben nicht staatlicherseits abzufedern. So könne der Ausstieg vom Gas gelingen. Entscheidend dabei sei aber die europäische Solidarität. Da Österreich zu 80 Prozent vom Russen-Gas abhängig sei, müssten im Embargo-Fall alle mithelfen, damit es in Österreich - sinngemäß - nicht finster und kalt wird.
Vergessen dürfe man auch nicht die gefährlichen Zweitrundeneffekte eines Gas-Stopps. Zunächst wären die Metall-, Papier- und Chemieindustrie betroffen. In weiterer Folge aber auch deren Logistik-Partner oder Großhändler.
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