Oettinger: "Olivenöl und Feta sind nicht genug"

Oettinger: "Olivenöl und Feta sind nicht genug"
Die Griechen sollten mehr Sonnenstrom erzeugen und exportieren, schlägt EU-Kommissar Günther Oettinger vor.

Griechenland ist pleite. So weit, so bekannt. Um das strukturschwache südliche Euro-Land zu sanieren, seien "Olivenöl und Feta aber nicht genug", bemerkte der deutsche EU-Energiekommissar Günther Oettinger bei einer Diskussionsveranstaltung am Freitag im Wiener Parlament durchaus polemisch.

Griechenland mangelt es an ausländischem Kapital. "Edelstahl á la voestalpine" oder Luxusautos werden dort nicht gebaut. Um Investoren anzulocken, wären die Hellenen gut beraten, auf Sonnenstrom zu setzen, sagte Oettinger. "Dies wäre eine Win-Win-Situation für das Land und für ganz Europa." Die Idee scheint einleuchtend: In Griechenland scheint die Sonne 2000 Stunden im Jahr. Zur Energiegewinnung genutzt wird sie aber kaum. Die gesamte installierte Fotovoltaik-Menge beläuft sich auf nicht einmal 300 Megawatt. Zum Vergleich: Im weitaus sonnenärmeren Deutschland (800 Sonnenstunden) wurden allein im Vorjahr 7400 Megawatt installiert.

Wenn die Rahmenbedingungen passen, sagte unlängst der Chef des deutschen Solarmodul-Herstellers Solarworld, Frank Asbeck, könne er sich durchaus vorstellen, in Griechenland eine Produktionsstätte aufzubauen und Arbeitsplätze zu schaffen.

Die griechische Politik, die händeringend nach Möglichkeiten sucht, die Wirtschaft anzukurbeln, hat sich freilich ebenfalls schon des Themas angenommen. "Helios" - also Sonnengott - heißt ein Projekt, in das große Hoffnungen gesetzt werden. Auf rund 200 Quadratkilometern brachliegenden Kohleabbaustätten im Norden des Landes sollen riesige Fotovoltaikanlagen gebaut werden.

Geschäftsmodell

Der Strom soll nicht nur im Inland Verwendung finden, sondern auch ins Ausland verkauft werden. Berlin hat sich sowohl als Investor als auch als Abnehmer bereits ins Spiel gebracht. Für den Export des hellenischen Sonnenstroms bedarf es aber des Ausbaus von grenzüberschreitenden Hochspannungsnetzen, erläuterte Kommissar Oettinger. Auch um Offshore-Wind von der Nordsee in die Industriezentren zu bringen "brauchen wir ein pan-europäisches Energienetz".

Die Kosten der europaweiten Modernisierung der Energieinfrastruktur bezifferte er bereits im Oktober mit rund 200 Milliarden Euro bis 2020. Durch diese Investitionen würde auch die Versorgungssicherheit steigen, die in Europa bereits jetzt im weltweiten Vergleich einzigartig hoch sei, sagte Oettinger in Wien. Ein Umstand, den auch Industriekonzerne zu schätzen wüssten: ein Wettbewerbsvorteil für Europa. "Energiepolitik ist längst Industriepolitik geworden."

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