Österreichs Kinos sind leer: "Ohne staatliche Hilfe geht es nicht"
Es ist eine Branche, die sogar für Corona-Verhältnisse übermäßig stark geprügelt am Boden liegt: Die Kinobranche. In Großbritannien plant die Cineworld-Kette, rund 100 Kinos temporär zu schließen. Mehrere Monate Totalausfall und fehlende Blockbuster machen auch den heimischen Kinos schwer zu schaffen. Nur etwa halb so viele Besucher wie im Vorjahr - und selbst davon die Hälfte im ersten Quartal 2020 - das ist die düstere Bilanz.
Die Verschiebung des neuesten Bond-Streifens „Keine Zeit zu sterben“ war ein weiterer Schlag für die Branche. „Das schmerzt sehr“, sagt Christian Langhammer, Chef der Cineplexx-Kinogruppe. „Der Bond war in all unseren wirtschaftlichen Planungen.“ Langhammers Hoffnungen liegen jetzt darauf, dass die beiden weiteren für den Winter geplanten Blockbuster „Wonder Women“ und „Tod auf dem Nil“ halten. Dann wären für die Cineplexx-Kinos zumindest im Dezember rund 300.000 Besucher möglich (gegenüber 800.000 in einem normalen Jahr). Ohne alle großen Blockbuster könnten im schlimmsten Fall überhaupt nur 200.000 Besucher kommen. Man sei jetzt in „intensiven Gesprächen, um den ein oder anderen deutschen Film“ vorzuverlegen.
Staatliche Hilfe gefordert
Langhammer appelliert an die Bundesregierung, den Kinos nicht zurückzahlbare staatliche Einmalzuschüsse zu ermöglichen. „Sonst könnte es passieren, dass nach der Pandemie in der Branche an vielen Standorten das Licht nicht mehr angeht. Ohne staatliche Hilfe geht es nicht.“ Seit einigen Wochen gibt es in den Cineplexx-Kinos je nach Standort „ein bis zwei“ Schließtage pro Woche, das soll jetzt auf bis zu drei Tage ausgeweitet werden.
Zusätzlich sind die 1.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit, darüber hinaus hofft man auf den zweiten Fixkostenzuschuss. Außerdem gebe es Gespräche mit den Vermietern. Seine zwei Autokinos seien zwar gut angenommen worden, sagt Langhammer, allerdings seien die auch nur „kostendeckend oder leicht darunter“ gewesen. Im Vorjahr hat die Cineplexx-Gruppe einen Umsatz von 150 Millionen Euro gemacht, davon mit den 29 österreichischen Standorten 90 Millionen. Eine Prognose für heuer will Langhammer derzeit nicht abgeben.
Auch Mario Hueber, Geschäftsführer und Inhaber der fünf Standorte umfassenden Kinokette Hollywood Megaplex, hofft auf einen staatlichen Zuschuss. Momentan greife man auf Rücklagen zurück, die „uns aber durch die Finger rinnen“. Außerdem seien sie für Investitionen in neue Technologien geplant gewesen. „Eines muss der Politik klar sein: Ein Kino, das schließt, wird nicht mehr aufsperren.“
Krise als „Nullsummenspiel“
Je nach Standort sei man aktuell 50 bis 60 Prozent hinter dem Vorjahr, sagt Hueber. „Das ist dramatisch.“ Dabei habe das Jahr im Jänner und Februar sehr gut begonnen – mit plus zehn Prozent bei Umsatz und Besuchern. Was den Jahresumsatz angeht, könnten es sogar noch mehr als 60 Prozent Minus werden. Im Vorjahr haben die Hollywood Megaplex-Kinos „erstmals“ über 20 Millionen Euro Umsatz gemacht.
Auch bei ihm seien die drei Autokinos zwar gut angenommen worden, es war aber „ein Nullsummenspiel“. Bis Ende September sind knapp eine halbe Million Besucher in seine Kinos gekommen. „Und 300.000 davon kamen von Jänner bis Anfang März bis zum Lockdown.“ Im Vorjahr waren es zum selben Zeitpunkt „deutlich über eine Million“.
Alle knapp 200 Mitarbeiter bei Hollywood Megaplex sind in Kurzarbeit. Schließtage, wie Mitbewerber Cineplexx, plant Hueber für seine Kinos nicht. Man würde sich kaum Geld sparen. Außerdem betrachte er Schließtage als „schlechtes Signal“.
Stefan Schramek, Geschäftsführer des Wiener Burgkinos, erwartet bis Ende des Jahres ein Umsatzminus von bis zu 50 Prozent. Immerhin hätte man glücklicherweise ein gutes Jahr 2019 und erstes Quartal 2020 gehabt. Eine zusätzliche staatliche Hilfe benötigt er nicht, insofern der Fixkostenzuschuss bewilligt wird, sagt er.
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