Unsere Kinos laufen besser als jene in den USA

Kinobetreiber Hans-Peter Obermayr
Die Kinobranche bäckt kleinere Brötschen, aber sie bäckt. In den USA ist es viel schlechter.

Cineworld, die Nummer 2 der Welt, schließt in Amerika und Großbritannien 650 Kinos. Hans-Peter Obermayr, Geschäftsführer der Starmovie-Kinokette, beurteilt die Situation hierzulande völlig anders. Seine Stellungnahme: "Die Reaktion von Cineworld nach Verschiebung des neuen James Bond zu schließen ist für mich nachvollziehbar. Doch sind die Märkte dort mit unseren kaum vergleichbar, weil dort die Filmindustrie zu 100 Prozent von den Produkten aus Hollywood abhängig ist. Es gibt dort de facto keinen Markt für ausländische Filme so wie es etwa bei uns es einen Markt für europäische Filme gibt. Nachdem die US-Studios die großen Blockbuster auf 2021 verschieben, bleibt den großen Ketten dort keine Wahl den Betrieb runter zu fahren."

In New York sind alle Kinos geschlossen

Weiters seien die Kinos in den wichtigsten großen Städten der USA entweder noch zu oder sie seien wieder zu. "So sind zum Beisiel im New Yorker Großraum mit seinen 19 Millionen Menschen so gut wie alle Kinos behördlich zu. Dort werden aber bis zu 10 Prozent des Gesamteinspiels der USA erzielt." So sei es verständlich, warum James Bond nicht gestartet werde. Das Risiko sei viel zu groß. "Man hat bei einem Filmrelease nur einen Schuss, der über Erfolg und Misserfolg entscheidet. Einen Film nochmals an den Start zu bringen, hat keinen Erfolg." Obermayr sieht die Entscheidung von Cineworld auch als politisches Statement gegenüber New York, um Aufmerksamkeit zu erregen, um die Kinos endlich wieder zu öffnen.

Keine Rettungsprogramme

Obermayr gegenüber dem KURIER: "Es gibt meiner Erfahrung nach in den USA und Großbritannien keine Rettungsprogramme wie etwa in Österreich. Ich nenne hier die Corona-Kurzarbeit, Überbrückungskredite oder Fixkostenzuschüsse. Das ermöglicht auch einen Kinobetrieb mit 30 oder 40 Prozent weniger Besucher als üblich."

Europäische Filme

In Summe gehe es in Österreich und Deutschland der Branche den Umständen entsprechend. "Man kann sagen, stimmen das Wetter und der Film, gehen die Leute gerne ins Kino, weil sie den Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln (ein Sitz frei neben jeder Besuchergruppe) vertrauen. So hat der Film "Tenet" bis jetzt ca. 160.000 Besucher und "After Truth" über 100.000 Besucher in die Kinos gelockt. Unser Glück auf der Angebotsseite sind die Independent-Produktionen wie jene aus Deutschland oder Frankreich. Am Freitag wurde bekannt, dass James Bond verschoben wird. Alleine heute wurden schon drei vielversprechende europäische  Filme für November in die Startliste neu aufgenommen. Diese Woche kommt die deutsche Kommödie "Es ist zu deinen Besten". Eine Komödie mit Heiner Lauterbach und Jürgen Vogel um drei verzweifelte Väter welche die ungeliebten Schwiegersöhne beseitigen wollen. Die ersten Reaktionen sind schon sehr vielversprechend."

Gute Filme, viele Besucher

Es sei eine Tatsache, dass Kino derzeit eine der wenigen Möglichkeiten sei, Unterhaltung außerhalb der eigenen vier Wände zu verbringen. "Passen die Produkte, passen die Besucherzahlen. Wir backen derzeit mangels großer Hollywoodfilme kleinere Brötchen, aber wir kommen durch. 2021 kommt dafür ein Feuerwerk an großen Filmen."

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