Studie: Österreichs Industrie droht das Mittelmaß

Studie: Österreichs Industrie droht das Mittelmaß
Österreichs Manager setzen zwar auf die richtigen Themen für die Post-Corona-Ära, allerdings mit zu wenig Nachdruck.

Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hat in einer aktuellen Studie in Österreich 155 Manager aus dem produzierenden Gewerbe danach gefragt, was die Industrie nach der Corona-Pandemie am dringendsten brauchen wird. Die Antwort der Befragten ist ziemlich einhellig ausgefallen: Neben der Produktivität wird vor allem Resilienz und Nachhaltigkeit für Unternehmen wettbewerbsentscheidend sein.

Viele Faktoren

Resilienz – die Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verwerfungen und die Fähigkeit, sich diesen anpassen zu können – hat für 63 Prozent der österreichischen Unternehmen Priorität, so die BCG-Studie. Insgesamt kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Industrie 4.0 der Schlüssel ist, um in allen drei Dimensionen erfolgreich zu sein.

Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen produzierende Unternehmen aber auch noch auf andere Faktoren achten: Zwei Drittel der Unternehmen sagen, dass Kostenreduzierung wichtiger geworden ist, aber ebenfalls sagen zwei Drittel, dass sie Flexibilität ihrer Produktion stärken werden. 79 Prozent haben sich Netto-Null-Emissionen zum Ziel gesetzt.

Nur im Durchschnitt

Österreichische Unternehmen liegen damit beim Bewerten der Wettbewerbsfaktoren zwar im Durchschnitt aller Länder, bleiben aber hinter den führenden Nationen zurück. Kostenreduktion hat in Frankreich und Deutschland absolute Priorität (74 bzw. 73 Prozent), Resilienz und Flexibilität in den USA und Japan (66 bzw. 65 Prozent), Klimaziele in China und Japan (98 bzw. 95 Prozent). Diese Nationen werden künftig starkes Augenmerk auf diese Themen setzen. Österreich droht in die Mittelmäßigkeit zurückzufallen, ist eines der Ergebnisse der BCG-Studie.

Mit dem Fokus auf Digitalisierung und Industrie 4.0 liegen die heimischen Unternehmen zwar goldrichtig, doch auch hier wäre noch mehr zu tun, so die Studienautoren. Zehn Jahre, nachdem der Begriff Industrie 4.0 zum ersten Mal öffentlich diskutiert wurde, haben 86 Prozent der österreichischen Industrieunternehmen Erfahrungen im Bereich Industrie 4.0 gesammelt.

Dominierende Themen

Aber auch hier liegt Österreich nur im Mittelfeld der analysierten Industrienationen. China (90 Prozent), Deutschland (88 Prozent) und Frankreich (87 Prozent) sind im Vergleich international führend. Allerdings konnten nur 16 Prozent der Unternehmen global einen Mehrwert aus Industrie 4.0-Anwendungen generieren – Österreich liegt hier mit ebenfalls 16 Prozent voll im Trend. Hier besteht in allen Regionen Handlungsbedarf.

Andreas Mörk, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der WKO ortet noch andere Problemfelder für die heimische Wirtschaft. Das dominierende Thema ist die Verknappung und Verteuerung von Rohstoffen, sagt Mörk: „Nach Krisen wie der Corona-Pandemie ist das öfter der Fall. Es wäre wichtig, wenn sich das beruhigen würde.“

Nicht vorpreschen

Zwei Aspekte sind für ihn für die Post-Corona-Zeit besonders wichtig: Flexibilität und Qualifikation. „Wir brauchen mehr Leute im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, Anm.), auf allen Ebenen, also Universitäten, HTL und in der Berufsausbildung“, sagt Mörk.

Weiters fehle es der Industrie an Lehrlingen und damit an Flexibilität in der Produktion. Der Fachkräftemangel sei auch während der Corona-Pandemie nicht zurückgegangen. Nicht zuletzt fordert er mehr Rechts- und Planungssicherheit bei Klimathemen und keine nationalen Alleingänge. „Das Vorpreschen bei Vorgaben ist nicht gut“, kritisiert Mörk.

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