Merkel warnt Industrie vor wachsender Abhängigkeit von IT-Konzernen
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Wirtschaft und Politik davor gewarnt, den nächsten Trend der Digitalisierung zu verschlafen. Die Verschmelzung von Hard- und Software schreite so schnell voran, dass man aufpassen müsse, nicht den Anschluss zu verpassen, sagte Merkel am Dienstag in Berlin. Ausdrücklich warnte sie etwa die Autoindustrie davor, nur noch "verlängerte Werkbank" von IT-Firmen zu werden.
Das Auto der Zukunft werde mehr ein digitales Objekt "mit guter Fahrmöglichkeit sein als ein Auto mit ein paar Chips drin", sagte sie. Deutschland und die EU müssten sich anschauen, über welche Fähigkeiten sie verfügen müssten, um in der Konkurrenz etwa mit großen amerikanischen IT-Konzernen noch bestehen zu können. "Da sind wir im Wettlauf mit denen, die ganz aus der digitalen Welt kommen", fügte sie hinzu. "Den können wir noch gewinnen."
In Europa fehle es an guten Softwareunternehmen, die man entwickeln müsse. Das EU-Wettbewerbsrecht erschwere zudem, dass Weltmarktfirmen mit einer ausreichenden Kapitalausstattung entstehen könnten, kritisierte die Kanzlerin.
Merkel forderte zugleich Länder und Kommunen auf, ihre Vorbehalte gegen IT-Initiativen des Bundes fallen zu lassen. "Wir dürfen keine Schnittstelle-Republik werden", sagte sie etwa mit Blick auf die nötige Vernetzung lokaler Gesundheitsämter, die verschiedene Software benutzen. Es sei falsch, einen "Zentralisierungswahn" des Bundes zu kritisieren. Dieser müsse vielmehr auf die vom Bürger erwartete digitale Harmonisierung angesichts der föderalen Struktur pochen.
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