Österreichischer Exporterfolg: Bulgarien führt die Lehre ein

15 österreichische Betriebe bilden derzeit etwa 400 Lehrlinge in Bulgarien aus
Mit der dualen Berufsausbildung soll der akute Fachkräftemangel und die Abwanderung junger Menschen bekämpft werden.

Wer sagt denn, dass der Außenhandel immer nur aus Waren und Dienstleistungen bestehen muss? Österreich exportiert auch höchst erfolgreich sein berufliches Ausbildungssystem. Besonders in Südosteuropa, wo wegen der massiven Abwanderung akuter Fachkräftemangel herrscht, erlebt die Lehre ein fulminantes Comeback. So auch in Bulgarien, wo die Regierung beschlossen hat, die duale Ausbildung nach österreichischem Modell landesweit einzuführen. „Das ist fest im Regierungsprogramm verankert und Beobachter sind sich sicher, dass es auch umgesetzt wird“, berichtet Ulrike Straka, Österreichs Wirtschaftsdelegierte in Sofia.

WIFI-Projekt

In einem gemeinsamen Projekt starteten 15 österreichische Betriebe gemeinsam mit dem WIFI schon 2014 mit der Lehrlingsausbildung. „Heute werden von ihnen 400 Lehrlinge in sieben Berufsfeldern ausgebildet, die ersten Absolventen gibt es auch schon“, erzählt Straka. An Lehrberufen werden etwa Mechatronik, Elektrotechnik, Logistik und Einzelhandel angeboten, Ausbildner sind unter anderem Palfinger, Gebrüder Weiß, Lagermax, EVN und Billa.

Die Kombination aus Theorie und Praxis in der Ausbildung wurde in vielen südosteuropäischen Ländern vor Jahren zugunsten der schulischen Höherqualifizierung aufgegeben. Der massive Fachkräftemangel und die Abwanderung zwingt jetzt zum Umdenken. Auch Kroatien, Serbien, Malta und Moldawien setzen mit österreichischer Unterstützung wieder auf die Lehre.

Investitionsschub

In Bulgarien, das derzeit die EU-Präsidentschaft inne hat, stehen in den nächsten Monaten große Infrastrukturprojekte (Straße, Schiene, Wasserversorgung) an. „Da wird es sehr viele Ausschreibungen geben“, vermutet Straka. Sie verweist auf die EU-Förderungen, die 2020 auslaufen, aber von Bulgarien bisher noch kaum angezapft wurden. Auch die österreichischen Betriebe in Bulgarien würden angesichts der anziehenden Konjunktur wieder kräftig investieren. So bauen die Baustofffirma Baumit, der Spanplattenhersteller Kronospan und der Papierkonzern Mondi jeweils neue Fabriken, Siemens liefert U-Bahn-Garnituren und Signaltechnik für die neue Metro in Sofia. Österreich ist der zweitgrößte Auslandsinvestor in Bulgarien hinter den Niederlanden.

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