Was Österreich aus dem Blackout in Spanien lernen soll

APG-Vorstand Gerhard Christiner zeigt Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer wie Spannungsanstieg und der Verlust von Kraftwerksleistung beim Blackout in Spanien im April 2025 zusammenwirkten.
Zusammenfassung
- Österreich will aus dem spanischen Blackout lernen und die Zusammenarbeit sowie ganzheitliche Planung im Stromnetz verbessern.
- Erkenntnisse aus Spanien fließen in das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz ein, um Versorgungssicherheit, Leistbarkeit und Klimaschutz zu stärken.
- Die Koordination zwischen Netzbetreibern und der Ausbau von Speicherkapazitäten sollen gesetzlich gestärkt werden, um Blackouts vorzubeugen.
Der Blackout in Spanien im April hat in ganz Europa für Beunruhigung gesorgt. Bei der Untersuchung des Vorfalls war auch der heimische Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid maßgeblich beteiligt. Dessen Expertise soll nun dazu genutzt werden, um Ableitungen für Österreich zu treffen und die heimischen Stromnetze gegen ähnliche Szenarien zu wappnen. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer will eine ganzheitliche Planung des Energiesystems vorantreiben und die Abstimmung der Verteilernetze verbessern. Die APG soll dabei die Koordination übernehmen.
Blackout-Erkenntnisse fließen ins ElWG ein
„Versorgungssicherheit und stabile Netze sind der zentrale Wettbewerbsfaktor“, so Hattmannsdorfer. Der aktuelle Zwischenbericht zum spanischen Blackout zeige, „was passiert, wenn man die Modernisierung der Netze verschleppt“. Erkenntnisse aus dem Stromausfall, bei dem große Teile Spaniens und Portugals lahm gelegt wurden, will die Regierung auch nutzen, um das kommende Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) nachzuschärfen. Der Minister wünscht sich bei der Stromversorgung eine gleichwertige „Trias“ aus Leistbarkeit, Versorgungssicherheit und Klimaschutz.
Energiepreise im August gesunken
Was die Leistbarkeit anbelangt, gab es am Freitag eine positive Nachricht von der heimischen Energieagentur. Im August sind Haushaltsenergiepreise leicht gesunken. Das liegt vor allem an sinkenden Heizöl- und Treibstoffpreisen. Strom und Gas wurden etwas teurer. Im Vergleich mit Juli kommt in Summe ein Minus von 0,4 Prozent heraus. Im Vergleich mit dem Vorjahr sind die Preise um 5,9 Prozent höher. Das liegt vor allem an den Netzentgelten für Strom, die 2025 nach Auslaufen staatlicher Hilfsmaßnahmen stark angestiegen sind.

Energiepreise im August 2025, verglichen mit dem August 2024.
Regeln in Spanien hielten nicht mit Ausbau mit
Bei der Versorgungssicherheit ist Österreich laut APG-Vorstand Gerhard Christiner schon sehr gut aufgestellt. Der Blackout in Spanien sei einem Überspannungskollaps geschuldet gewesen. Am 28. April wurde in Spanien viel Solar- und Windkraft erzeugt. Die Spannung im spanischen Netz stieg auf bis zu 445 Kilovolt an. Konventionelle Kraftwerke, die die Spannung eigentlich ausgleichen sollten, schalteten sich teilweise verfrüht aus Selbstschutz ab. Einen genauen Schuldigen auszumachen, sei laut Christiner unmöglich. Man könne aber feststellen, dass das Regelwerk für spanische Kraftwerksbetreiber nicht mehr den technischen Anforderungen an ein hochvolatiles System entsprochen habe. Außerdem haben Sanktionierungsmechanismen für Regelverstöße gefehlt.
Gesamtheitliche Planung wäre auch in Österreich gut
Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Ähnliches in Österreich passiere, sei sehr gering. „Wir haben ein sehr gutes Regelwerk, abgeleitet aus dem ElWOG, künfig dem ElWG. Das wird von der E-Control sehr gut überwacht.“ Natürlich gebe es aber Verbesserungen, die man vornehmen könne. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien dürfe nicht zulasten der Versorgungssicherheit gehen. Eine bessere, gesamtheitliche Planung des Energie- und Stromsystems wäre notwendig. Beim Erneuerbaren-Ausbau, Netzausbau und Speicherausbau herrsche derzeit eine Schieflage. Vor allem bei Speicherkapazitäten gebe es viel Luft nach oben.
Mehr Kommunikation zwischen Netzbetreibern gefordert
Hattmannsdorfer will diesen Ratschlag gleich in die Tat umsetzen. Die Koordination zwischen Verteilernetzbetreibern ist dem Minister besonders wichtig. Sie fand bisher bereits statt, allerdings gab es keine gesetzliche Verpflichtung dazu. Das soll sich künftig ändern. Die APG soll als Vermittlerin fungieren. Neue Kraftwerke sollen in ihrer Leistung stufenweise an das Netz herangeführt werden. Für netzdienliches Verhalten soll es auf Erzeuger- und Verbraucherebene Anreize geben.
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