Österreich: Längster Aufschwung der Industrie zu Ende gegangen

Industriegebiet in Linz
Der Einkaufsmanagerindex fiel im April erstmals unter die Wachstumsschwelle. Was sind die Gründe für den Schrumpfkurs?

Die längste Aufschwungphase der österreichischen Industrie ist im April zu Ende gegangen - zumindest die längste seit der erstmaligen Berechnung des Bank-Austria-Einkaufsmanager-Index vor gut 20 Jahren, im Oktober 1998.

Im April ist dessen Wert auf 49,2 Punkte gefallen und somit unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gerutscht. Um das letzte Mal zu finden, wo dies der Fall war, muss man einige Jahre zurückschauen: Zuletzt hatte sich die Industrie im Frühjahr 2015 auf Schrumpfkurs befunden.

Renommierter Vorlauf-Indikator

Rauf oder runter? Der Index gilt als zuverlässiger Wegweiser, welchen Kurs die Industrie einschlägt. In Österreich werden dafür rund 300 Einkaufsleiter und Geschäftsführer von Industrieunternehmen befragt. 

Ganz unerwartet kommt der Fall unter die "Null-Wachstums-Linie" freilich nicht: Nach dem vorangegangenen Höhenflug hatte der Index schon ab Jahreswechsel 2017/'18 auf eine steile Talfahrt umgeschwenkt.

Österreich: Längster Aufschwung der Industrie zu Ende gegangen

Stefan Bruckbauer

Internationales Umfeld schlecht

Durch ungünstige internationale Vorgaben habe sich diese Entwicklung abgezeichnet, kommentierte Unicredit-Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. In der deutschen Industrie liegt der Wert noch deutlich tiefer bei 44,5 Punkten und seit mittlerweile vier Monaten unter der Wachstumsgrenze.

Die seit einem halben Jahr rückläufige internationale Auslandsnachfrage habe zu insgesamt stark gesunkenen Auftragseingängen in Österreich geführt.

Die gute Nachricht: Die heimische Industrie hat auch im April noch neue Jobs geschaffen. Die Beschäftigung ist geringfügig gewachsen, allerdings verlangsamte sich der Jobaufbau auf die schwächste Rate seit drei Jahren.

Keine Trendumkehr in Sicht

Die Analysten erwarten auch in den kommenden Monaten keine rasche Trendumkehr, der Index werde wohl unter der Wachstumsschwelle bleiben. Das lasse eine Rezession in der österreichischen Industrie erwarten, so Bruckbauer.

Der Grund: Die Vorräte und Lager sind momentan gut gefüllt. Somit könne die Industrie das Neugeschäft abarbeiten, ohne die Produktion auszuweiten. Und obendrein sind die Wachstumserwartungen auf Sicht der kommenden 12 Monate ebenfalls auf ein Vier-Jahres-Tief gefallen.

 

 

 

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