Ölpreis auf Elf-Jahres-Tief, Autofahrer sparen Millionen

Vereinzelt steht auch beim Superbenzin schon die Null vor dem Komma.
Diesel kostet schon weniger als einen Euro pro Liter, jetzt rutscht auch Benzin unter diese Marke.

Sie pumpen um die Wette – ohne Rücksicht auf Verluste. Die Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) auf der einen Seite, die US-Schieferölproduzenten auf der anderen. Anfang Dezember hatte die OPEC bei ihrer Sitzung in Wien den bis dahin geltenden Förderdeckel geöffnet, in der Hoffnung, damit die US-Konkurrenz aus dem Markt zu kicken.

Ölpreis auf Elf-Jahres-Tief, Autofahrer sparen Millionen
Die jüngsten Produktionsdaten aus den USA aber zeigen: Die Strategie der OPEC ist nicht aufgegangen und könnte zum Bumerang werden. Denn die Zahl der US-Ölbohrungen ist laut dem Ölindustrie-Dienstleister Baker Hughes in der vergangenen Woche um 17 auf 541 gestiegen. Der Nordsee-Ölpreis sackte nach Bekanntwerden dieser Daten weiter ab und notierte am frühen Nachmittag nur noch knapp über 36 Dollar je Fass (159 Liter). Während die US-Ölbohrer mit Hightech ihre Förderkosten stetig senken, wird der tiefe Ölpreis für die OPEC-Mitglieder allmählich zur Gefahr.

OPEC-Staat Venezuela dem Bankrott nahe

Dass der OPEC-Staat Venezuela knapp am Staatsbankrott dahinschrammt, ist seit Längerem bekannt. Auch, dass die niedrigen Preise den Iran, der 2016 nach Aufhebung der Sanktionen seine volle Rückkehr auf den Ölmarkt vorbereitet, schwer treffen, wurde unmittelbar nach der Wiener OPEC-Konferenz viel diskutiert. Nun aber dürfte es auch für das mächtigste OPEC-Mitglied, Saudi-Arabien, ans Eingemachte gehen. Das Budgetdefizit des Wüstenstaates lag 2014 bei nur 1‚4 Prozent. Die US-Ratingagentur Standard&Poor’s erwartet heuer einen Anstieg des Lochs im Staatshaushalt auf 16 Prozent der Wirtschaftsleistung und hat die Kreditwürdigkeit der Saudis gleich zurückgestuft.

Die Sorgen der Ölförderstaaten sind die eine Seite der Medaille. Die Erleichterung der Ölimportländer ist die andere. Das billige Öl entlastet die Importrechnung der Öl- Verbraucherstaaten um Milliarden und sollte die lahme Konjunktur beleben.

Autofahrer sparten 600 Millionen Euro

Am deutlichsten spürbar ist die Entlastung für die Autofahrer. Fast 600 Millionen Euro ersparen sich die privaten Pkw-Fahrer heuer. Diesel kostet in Österreich schon seit einigen Wochen durchschnittlich weniger als einen Euro je Liter. Nun ist auch der Benzinpreis in diese Richtung unterwegs. Den billigsten Superbenzin bietet laut ÖAMTC-Spritpreis-Vergleich eine Tankstelle im steirischen Gußwerk an. 0,972 Euro pro Liter kostet Benzin dort. An den meisten Tankstellen in Österreich liegt der Superbenzin-Preis aber noch knapp über einem Euro. In Wien findet sich keine Tankstelle, die Super unter dieser Marke anbietet.

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Benzin unter einem Euro

"Sollte der aktuelle Preisverfall anhalten, sind für Superbenzin Preise unter einem Euro nicht nur vereinzelt denkbar", sagt ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober. So billig sei das Tanken in Österreich seit dem Jahr 2009 nicht mehr gewesen. Gegenüber 2014 kostet Diesel im Durchschnitt heuer um 18 Cent je Liter weniger, Superbenzin um 15 Cent. Ein privater Pkw-Fahrer erspart sich laut ÖAMTC 100 bis 180 Euro. Mehr gefahren wird laut Christoph Capek, Geschäftsführer des Verbandes der Mineralölindustrie, deswegen nicht. Der Verbrauch stagniere.

Teure Autobahn-Tankstellen

Wer an den Autobahn-Stationen tankt, hat wenig vom billigen Sprit. Diesel kostet dort um 42 Cent je Liter mehr als an der billigsten Tankstelle, Superbenzin ist an um 30 Cent je Liter teurer. Capek argumentiert die höheren Preisen mit den großen Flächen der Autobahn-Stationen, die mehr Personal benötigten und durchgehend geöffnet seien. Auch die Mieten sind laut Mineralölfirmen an den Autobahnen höher.

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