Ölkonzerne könnten jahrelang Autofahrer geprellt haben

epa03701407 A customer fills his tank with gasoline at a Shell petrol station in London, Britain, 15 May 2013. The office of oil giants BP and Shell were raided by inspectors on 14 May, after allegations of collusion over price-fixing, which may have increased the price of petrol. EPA/ANDY RAIN
Europas Ölfirmen sollen die Preise abgesprochen haben. Die EU ermittelt.

Der Vorwurf der EU-Wettbewerbshüter ist schwerwiegend: Die großen Ölkonzerne Shell, BP und Norwegens Statoil sollen den europäischen Ölpreis jahrelang manipuliert haben und so möglicherweise einen Milliardenschaden zulasten der Autofahrer angerichtet haben.

Am Dienstag haben die Fahnder der EU die Büros der Unternehmen in London und Oslo durchsucht und umfangreiches Material beschlagnahmt. Die betroffenen Unternehmen kalmieren. BP-Europa-Chef Michael Schmidt zeigte sich überzeugt, dass der Verdacht nicht erhärtet werde.

Im Zentrum der EU-Ermittlungen steht die Festsetzung der Öl- und Mineralölproduktenpreise über die Energieinformationsplattform Platts in Rotterdam. Die Preise, die dort täglich ermittelt werden, sind nämlich die Basis für die Treibstoffpreise. Platts, Tochter des US-Medienkonzerns McGraw-Hill, dem auch die Ratingagentur Standard & Poor’s gehört, ist keine Börse, an der Öl oder Ölprodukte gehandelt werden, sondern ein Preisinformationssystem. Das funktioniert so: Mitarbeiter von Platts rufen täglich Europas Ölkonzerne – auch die OMV – an und erfragen, zu welchem Ölpreis sie an diesem Tag gekauft haben. Die Konzerne geben also bekannt, wie viel sie für die Schiffsladung Öl bezahlt haben. Daraus ermittelt Platts den Tagespreis. In diesem Prozess vermutet die EU Absprachen.

Durchleuchtet

Die österreichische Wettbewerbsbehörde hat Platts schon 2010 unter die Lupe genommen. Damals hatten die Autofahrerclubs die Ölpreisfestsetzung in Rotterdam als undurchschaubar kritisiert. Die Wettbewerbshüter konnten dies nach einer Vor-Ort-Analyse von Platts nicht bestätigen. „Platts ist transparent, nachvollziehbar und verständlich“, heißt es im Abschlussbericht. Allerdings: Inwiefern diese Transparenz ausreiche, könne nur auf europäischer Ebene beurteilt werden.

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