Öklo: Große Pläne mit dem großen Geschäft
Mit mobilen Trockentoiletten ist das niederösterreichische Unternehmen Öklo groß geworden. Zwischen 250 und 450 Plumpsklos stehen je nach Jahreszeit auf öffentlichen Plätzen in Städten und Gemeinden, auf Baustellen, bei Veranstaltungen aber auch in privaten Schrebergärten.
Jetzt will das 2017 gegründete Unternehmen aus Wolkersdorf auch in das Beratungs- und Lizenzgeschäft für Bio-Recycling einsteigen. Auf 10.000 Quadratmetern soll in der Nähe von Wien ein Kompetenzzentrum für die Wiederverwertung organischer Wertstoffe entstehen.
Schon heute hat man Lösungen für das Recycling von Exkrementen unter anderem als Holzbeton, Biogas, Heizpellets, Dünger oder Kompost erarbeitet und entwickelt. Immerhin fallen jährlich mehr als 600 Tonnen Fäkalien und Sägespäne in den Plumpsklos des Unternehmens an.
Die gelblichen Häuschen benötigen kein Wasser. Ein Gitter fängt die festen Ausscheidungen ab, die mit Holzspänen bedeckt werden. Der Urin rinnt nach unten ab und wird separat gesammelt.
“Öklo-Land“
Unternehmensintern läuft das Projekt unter dem Namen „Öklo-Land“. Man könne es sich wie einen Riesenbaukasten für Kommunen vorstellen, die organische Abfälle weiterverwerten wollen, führt Öklo-Mitgründer und Geschäftsführer Nikolaos Bogianzidis gegenüber dem KURIER aus: „Als Ergänzung oder auch als Alternative zu Kläranlagen.“
Dabei gehe es nicht nur um menschliche Fäkalien, sondern um alles, was an organischem Müll anfalle. „Auch Grünschnitt, Holz, Grün- und Kokosfaser oder Essensabfälle“, zählt der Gründer auf.
In das Geschäft mit Trockentoiletten rutschten die Öklo-Gründer eher zufällig. Sie veranstalteten ein Reggae-Festival und suchten nach einer nachhaltigen Lösung für mobile Toiletten, weil man keine chemischen Plastikklos wollte.
Die baute man dann kurzerhand selbst und gründete 2017 Öklo. Bei der Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“ konnte man den Bauindustriellen Hans Peter Haselsteiner für ein Investment begeistern.
2,3 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete das Unternehmen mit seinen Öklos im vergangenen Jahr. Rund die Hälfte davon kommt aus der Vermietung der Häuschen und und aus Serviceaufträgen für die Entsorgung von Städten und Gemeinden, 20 Prozent aus dem Baustellengeschäft, weitere 20 Prozent aus dem Veranstaltungsgeschäft und 10 Prozent aus dem Verkauf der Plumpsklos an private Nutzer.
In das Öklo-Land soll nicht nur die gesammelte Kompetenz fließen, die sich das Unternehmen bei der Wiederverwertung von organischen Wertstoffen in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. In Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wissenschaft soll dort auch geforscht werden. Eine Planungsstudie für das Projekt läuft gerade.
Die Rechte an einem Grundstück in der Nähe von Wien hat man sich bereits gesichert. Läuft alles nach Plan, könnte im kommenden Jahr mit dem Bau begonnen werden, sagt Bogianzidis. In zwei bis drei Jahren könnten die ersten Module der Pilotanlage bereits betriebsbereit sein.
In Österreich habe man zwar den Anschluss an die Informationstechnologie verloren, es gebe aber ein hohes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, sagt Bogianzidis. Mit Technologien für das Recycling von organischen Wertstoffen könne eine Art „Green Valley“ in der Mitte der EU entstehen, beschreibt er seine Vision.
Zuversicht trotz Krise
Wie zahlreiche andere Firmen hatte auch Öklo zuletzt mit den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch die hohe Inflation und die hohen Energiepreise zu kämpfen. 2023 erreichte man zum ersten Mal die selbst gesteckten Wachstumsziele nicht.
Der Verkauf von Trockentoiletten an Private brach ein. Auch bei Baustellen und Events verzeichnete man Einbußen. Das Geschäft mit Kommunen und der öffentlichen Hand, das neben der Vermietung der Häuschen auch die Entsorgung der Exkremente umfasst, legte hingegen zu.
Standorte zusammengelegt
In Wolkersdorf legte das Unternehmen Anfang des Jahres seine beiden Standorte zu einer neuen Firmenzentrale auf rund 5.000 Quadratmetern zusammen. Auch das Deutschlandgeschäft gewann an Fahrt. In mehr als 10 Städten, darunter München, Köln und Bonn, stehen bereits mobile Öklo-Toiletten. Wachsen will man auch in anderen Ländern, etwa in Tschechien, der Slowakei und Slowenien. „Wir haben ein fast fertiges Franchise-Konzept in der Schublade“, sagt Bogianzidis.
Den Start-up-Schuhen ist man dabei, zu entwachsen. Vor Kurzem hat die mehr als 50 Mitarbeiter zählende Firma ihren ersten Lehrling ausgebildet. „Sie zählt zu unseren Besten“, sagt Bogianzidis. Im siebenten Jahr nach der Gründung habe man viel überstanden. Man sei erwachsener geworden. Zwar gebe es noch die „chaotischen Strukturen aus der Start-up-Zeit“: „Der Druck etwas beweisen zu müssen, ist aber weg.“
Kommentare