OECD warnt: Schulden doppelt so hoch wie vor der Krise

Laurence Boone, Chefökonomin der OECD
Viele Risiken: Firmen haben hohe Kredite angehäuft, Handelsstreit bremst, Digitalisierung hilft bisher nur "Superstarfirmen".

Die vielen Handelskonflikte hinterlassen Spuren. Die Industrieorganisation OECD hat am Dienstag ihre Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft 2019 auf 3,2 Prozent gesenkt. Das liegt unter dem Durchschnitt der vergangenen dreißig Jahre.

„Die Aussichten sind weiterhin trübe“, warnte OECD-Chefökonomin Laurence Boone. Sollten die Spannungen zwischen USA und China sich verstärken, würde das globale Wachstum über zwei bis drei Jahre um 0,6 Prozentpunkte geringer ausfallen.

Die OECD warnt überdies vor stark gestiegener Verschuldung im Privatsektor. Weil die Zinsen schon lange tief sind und weniger auf Risiken geachtet wurde, hätten Unternehmen jetzt doppelt so viele Kredite offen wie im Finanzkrisenjahr 2008. So seien Anleihen von fast 13.000 Milliarden Dollar (11.700 Milliarden Euro) ausständig. „Es könnte also zu erneuten Schwierigkeiten an den Finanzmärkten kommen“, so Boone.

Sie bilanziert zudem bisherige Effekte aus der Digitalisierung als „enttäuschend“. Die Technologie besitze zwar enormes Potenzial, damit Unternehmen effizienter arbeiten und die Lebensstandards steigen. Bisher profitiere von den höheren Gewinnen aber „nur eine kleine Gruppe von Superstarfirmen“ , analysiert Boone. Das Lohnwachstum sei schleppend, viele Jobs gerieten unter Druck.

- Österreich

Die heimische Exportwirtschaft leidet unter der zeitweiligen Schwäche der Absatzmärkte Deutschland (heuer +0,7 Prozent) und Italien (0,0 Prozent). Da sind 1,4 bzw. 1,6 Prozent erwartetes Wachstum für 2019 und 2020 ein achtbares Resultat.

Die Wirtschaftspolitik solle aber mehr Wettbewerb bei Dienstleistungen fördern und die Integration der Schwächsten – Geringqualifizierte, Ältere, Flüchtlinge und Migranten – verbessern.

- USA

Präsident Trump wird sich bestätigt fühlen: Das Wachstum (+2,8 Prozent) ist stark, die Wirtschaft segelt mit Rückenwind der Steuersenkungen, die nun abebben.

- China

Die OECD sieht Grund für Besorgnis: Die Unsicherheit und Schulden sind hoch, das Wachstum schwächt sich bis 2020 auf 6 Prozent ab.

- Türkei

Annullierte Wahlen in Istanbul steigerten die Verunsicherung. Die OECD erwartet heuer eine tiefe Rezession von –2,6 Prozent.

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