Oberbank: Kredite gehen weg wie warme Semmeln
Die börsennotierte Oberbank (2.152 Mitarbeiter, 178 Filialen) hat im Geschäftsjahr 2021 „das beste Ergebnis aller Zeiten“ eingefahren. Der Jahresüberschuss nach Steuern erhöhte sich um 90 Prozent auf 234,6 Millionen Euro. Das Kreditvolumen stieg um 1,2 Milliarden auf 18,4 Milliarden Euro, die Primäreinlagen um 13 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro.
„Hier bewährt sich einmal mehr unsere Expansionsstrategie, wir können durch Filialeröffnungen unsere Wachstum- und Ertragsbasis laufend erweitern“, sagt Oberbank-Chef Franz Gasselsberger. „Vor allem durch den Kommerzkredit-Zuwachs aus unseren deutschen Filialen und auch aus den Filialen in den CEE-Ländern.“ Heuer wurden bereits Standorte in Köln, Düsseldorf und Cottbus eröffnet.
Die Bank ist auch in Tschechien, Ungarn und der Slowakei tätig, hat aber keine Kredite an Banken und Unternehmen in Russland und der Ukraine vergeben.
Neben einer starken Nachfrage bei Unternehmenskrediten (14,4 Milliarden Euro, +6,3 Prozent) verzeichnete die Bank einen Boom bei Wohnbaudarlehen (3,7 Milliarden Euro, + 9,5 Prozent). Aber nicht nur das Zinsgeschäft wächst, sondern auch das Dienstleistungsgeschäft, sprich das Private Banking und Asset Management. Das ist das zweite strategische Standbein. Die Provisionen machen mittlerweile 55 Prozent des gesamten Zinsergebnisses aus.
„Der Realwertverlust hat die Privaten und Unternehmen getrieben, sich nach Alternativen umzuschauen“, sagt Gasselsberger. „Wir haben um rund eine Milliarde Euro Fonds verkauft.“
Beteiligungserträge
Auch die Beteiligungserträge (100 Millionen Euro) durch die voestalpine und Schwesterbanken BKS und BTV sind wieder über dem Krisenniveau. Die Risikovorsorge sei „abnormal niedrig“, die Insolvenzwelle sei ausgeblieben. Auch im ersten Quartal 2022 seien noch keine Ausfälle zu verzeichnen gewesen.
„Die gute Konjunktur als auch die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen haben hier sehr viel an Risiko vermieden“, sagt der Banker. „Im Zuge der Ukrainekrise werden wir aber zu einer Neubewertung der Risikoeinschätzungen kommen müssen. Ab dem zweiten Quartal wird die Stunde der Wahrheit bei diesem Thema kommen.“
Was das Gesamtjahr 2022 bringen wird, wagt der Oberbanker nicht zu prognostizieren. „So schwierig wie heuer war es noch nie“, sagt Gasselsberger. Ein Wirtschaftsrückgang von einem bis 1,5 Prozent wäre verkraftbar.
Doch die Probleme in den Lieferketten würden die Kunden massiv beschäftigen. Außerdem seien die Preisverhandlungen der Unternehmen mit ihren Kunden aufgrund der Inflation „brutal“. Der Profiteur dieser „rasenden Inflation“ sei der Fiskus, sprich der Staat, wenn man sich allein die Steigerungen der Energiepreise anschaut. Die höheren KV-Abschlüsse würden durch die „kalte Progression“ absorbiert. „Ich plädiere dafür, die kalte Progression ein für alle Mal zu beseitigen, damit die Arbeitnehmer etwas positiv spüren“, sagt der Bankmanager.
Kreditausnutzung
Indes sei das Kreditwachstum im 1. Quartal 2022 enorm. Die Unternehmen investieren vor allem in die Lagerhaltung. Gasselsberger: „Die Unternehmen legen sich jeden Kartoffel- und Getreidesack auf Lager, um die Produktionsprozesse für die nächsten Monate aufrecht zu erhalten. Das führt zu gewaltigen Kreditausnutzungen.“
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