Neustart im MAN-Werk in Steyr

Neustart im MAN-Werk in Steyr
Bund und Land Oberösterreich wollen Forschungsgesellschaft am Standort fördern, die alternative Antriebskonzepte entwickeln soll

Die Automotive Industrie ist der größte Wirtschaftssektor in Oberösterreich. 280 Unternehmen mit mehr als 31.000 Beschäftigten sind diesem zuzurechnen. Leicht haben sie es derzeit jedoch nicht. Denn wie der KURIER berichtete, musste zuerst BMW, dann MAN Steyr Kurzarbeit beantragen: Die Halbleiter und Mikrochips sind ihnen ausgegangen.

MAN Steyr gehört seit Donnerstag Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf, der das Werk in abgespeckter Form unter dem Namen „Steyr Automotive“ fortführen wird.

Nun auch Kurzarbeit bei MAN

Am Donnerstag präsentierte der neue Hausherr Wolf mit Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (beide ÖVP) auch Zukunftspläne für den Standort. Man habe volle Auftragsbücher und einen vollen Hof. Produzieren könne man derzeit dennoch nicht, schildert Wolf das Dilemma. „Ich hoffe, dass wir mit Halbarbeit im September über die Runden kommen“, sagt Wolf. Das heißt: Die Kurzarbeit soll 50 Prozent der Standard-Arbeitszeit betragen. Ab heute, Freitag, stehen die Bänder des Werks wegen Chipmangels für eine Woche still.

Neuer Nachschub

Ab Oktober seien wieder neue, größere Lieferungen von Halbleitern angesagt. Zu 100 Prozent sicher kann man sich aber nicht sein, denn man sei von den Lieferanten abhängig. „70 bis 75 Prozent des weltweiten Bedarfs werden in nur einer Region im Fernen Osten gefertigt“, sagt Wolf. „Gott sei Dank braucht ein Lkw nicht so viele Halbleiter wie ein Luxusfahrzeug.“

„Es ist ein weltweiter Kampf. Die meisten Unternehmen fahren auf Sicht. Es ist ein Blick in die Glaskugel, wie lange das noch andauert“, sagt Achleitner. Man wisse bereits von weiteren oberösterreichischen Unternehmen, die mit den Halbleiter-Engpässen zu kämpfen hätten.

Indes laufen bei „MAN Steyr“ seit 14 Tagen die Mitarbeitergespräche, die bis Ende September abgeschlossen sein sollen. Denn: Wolf übernimmt nur etwa 1.250 Mitarbeiter, rund 500 werden den Betrieb verlassen. Die künftige Belegschaft muss auf 15 Prozent ihrer Nettolöhne verzichten, aber erhalten 10.000 Euro Übertrittsprämie.

Forschungsgesellschaft

Wolf wird bis ins Jahr 2023 hinein Lkw und Komponenten für MAN (Deutschland) fertigen. Zugleich wird Wolf eine eigene Produktion hochfahren. In Kooperation mit dem russischen Autobauer GAZ werden vor allem Transporter bis 3,5 Tonnen, leichte Lkw bis 12 Tonnen und Citybusse gebaut.

Am Standort Steyr Automotive soll auch eine Forschungsgesellschaft entstehen, die 150 MAN-Mitarbeiter übernimmt. Bund und Land OÖ werden die Gesellschaft fördern. Sie soll sich um die Entwicklung alternativer Antriebssysteme, Batterien und Brennstoffzellen für Nutzfahrzeuge kümmern.

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