Neuer Wirbel um OMV: Öl, Gas und Lederhosen

Gazprom soll auf die Raffinerien der OMV spitzen
Konzern soll jahrelang Oktoberfest-Rechnungen seiner Personalvertreter bezahlt haben.

Dieser Rückzug kam für viele überraschend. Erst im vergangenen Mai hatte Peter Oswald, Vorstandschef des Verpackungs- und Papier-Konzerns Mondi, den Aufsichtsratsvorsitz beim Mineralölkonzern OMV übernommen. Ein Jahr später, am 18. Mai, wird Oswald sein OMV-Mandat schon wieder niederlegen. Offizieller Grund: Die Aufgaben bei Mondi und OMV hätten ihn in den vergangenen Monaten zeitlich derart in Anspruch genommen, dass er sich für eine Funktion entscheiden musste. Aber das soll nur die halbe Wahrheit sein. Laut Insidern könnte sein Rückzug auch mit dem geplanten Deal mit dem russischen Gazprom-Konzern im Zusammenhang stehen.

"Ich bedaure den Rücktritt Oswalds, denn unter seiner Ägide ist es gelungen, eine neue Strategie für die OMV zu implementieren, die nicht auf Volumen, sondern auf Wertsteigerung fokussiert", sagt Martha Oberndorfer, Chefin der Österreichischen Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH (ÖBIB), zum KURIER. Die ÖBIB managt mehrere Beteiligungen der Republik Österreich, dazu zählt der 31,5-Prozent-Anteil an der OMV. "Oswald hat massiv dazu beigetragen, dass der OMV-Vorstand und der Aufsichtsrat sehr konstruktiv zusammengearbeitet haben", fügt Oberndorfer hinzu. Zur Erinnerung: Bei der OMV gab es in der Ära von Vorstandschef Gerhard Roiss ein raues Klima. Seit Juli 2015 führt der Deutsche Rainer Seele den Konzern.

"Unerfreuliches Signal"

"Peter Oswald ist ein sehr verantwortungsvoller und industrieerfahrener Manager", sagt Wilhelm Rasinger vom Interessenverband der Anleger (IVA). "Sein Rücktritt ist ein sehr unerfreuliches Signal, und für mich bedeutet das, dass es bei der OMV nicht rund läuft."

Fakt ist: Die OMV steht vor einem wesentlichen und zukunftsweisenden Deal mit dem russischen Gas-Riesen Gazprom. Die mächtigen Russen und die OMV wollen gegenseitig Beteiligungen tauschen. Gazprom bietet der OMV einen 25-Prozent-Anteil am Urengoy-Öl- und Gasfeld (Achimov-Blöcke) in Westsibirien. Welche Beteiligung die Russen im Gegenzug erhalten, ist noch unklar. Eine direkte Beteiligung der Gazprom an der OMV oder am Gaspipeline-Betreiber Gas Connect Austria schließt OMV-Boss Seele aus.

Tatsächlich sollen die Russen auf eine Beteiligung an den OMV-Raffinerien in Wien-Schwechat und im deutschen Burghausen spitzen. "Ich gehe auch davon aus, aber es liegt noch nichts auf dem Tisch", sagt OMV-Betriebsratschef Martin Rossmann zum KURIER. "Wenn es um die Raffinerien geht, werden wir uns den Deal genau ansehen und nicht leichtfertig eine Zustimmung geben."

Oktoberfest-Besuch

Am vergangenen Montag soll der Personal-Direktor Georg Horacek vom OMV-Chef Rainer Seele gekündigt und mit sofortiger Wirkung vom Dienst freigestellt worden sein. Angeblich hatte die interne Revision der OMV zuvor Ungereimtheiten ans Tageslicht befördert. Horacek wollte dazu keine Stellungnahme abgeben. Aus dem Umfeld heißt es, Horacek persönlich seien "keine Ungereimtheiten vorgehalten" worden.

Laut Insidern soll es eigentlich um fragwürdige Rechnungen des europäischen Betriebsrats der OMV gehen, sprich der Personalvertretung von OMV Österreich, OMV Deutschland und OMV Petrom (Rumänien). Deren Mitglieder sollen nach Sitzungen bei der OMV Deutschland in Burghausen das Oktoberfest in München besucht haben. Die Rechnungen dafür soll der Konzern jahrelang bezahlt haben. Betriebsratschef Rossmann: "Das war Tradition bei uns und hat im Jahr 2014 das letzte Mal stattgefunden." Dass angeblich auch Lederhosen bezahlt wurden, sei Unsinn.

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