Umbau nach Probe-Urlaub auf Mallorca

Friedrich Joussen.
Generationenwechsel beim Reisekonzern: Für weltweit 74.000 Mitarbeiter beginnt eine Zeit der Ungewissheit.

Nach 19 Jahren an der TUI-Spitze hat Michael Frenzel (65) am Mittwoch abgedankt. Sein Nachfolger ist ein Quereinsteiger: Ex-Vodafone-Boss Friedrich Joussen (49). Er hat schon vor dem offiziellen Amtsantritt die Ärmel hochgekrempelt und wurde in einzelnen Unternehmensbereichen vorstellig, urlaubte in einem Club auf Mallorca und arbeitete in Reisebüros.

Es werde noch ein paar Monate dauern, bis er sich einen Überblick verschafft habe, sagt der Zwei-Meter-Mann mit lauter Stimme und Ruhrpott-Zungenschlag. Die Beschäftigten schwört er aber schon auf harte Zeiten ein: „Meine Geduld hört dort auf, wo die Performance der einzelnen Unternehmensteile nicht stimmt.“ Die TUI müsse kosten- und kapitaleffizienter werden.

Für weltweit 74.000 Mitarbeiter beginnt eine Zeit der Ungewissheit. Joussens Vorgänger Frenzel hatte zu seinem Abschied im ersten Quartal einen Verlust in Höhe von 137 Millionen Euro präsentiert – nach 88 Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2011. Hauptgründe sind das schlechtere Ergebnis der Tourismustochter TUI Travel und rote Zahlen bei der Reederei Hapag-Lloyd. Der Umsatz von Europas größtem Tourismuskonzern stieg um gut ein Prozent auf 3,5 Milliarden Euro.

Kritiker werfen Frenzel vor, dass er zu oft die Strategie gewechselt hat. Mindestens hundert Unternehmen hat Frenzel in seiner Amtszeit ge- und verkauft. So hat er beispielsweise das Schifffahrtsgeschäft von Hapag-Lloyd zum zweiten Standbein von TUI ausgebaut, um das Auf und Ab der Reisekonjunktur abzufedern. Da die Ströme der Containerschiffe aber ähnlich unberechenbar sind wie das Buchungsverhalten von Urlaubern, baute TUI seinen Anteil über die Jahre wieder ab. TUI hält 22 Prozent an Hapag-Lloyd und will ganz aussteigen.

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