Neue EU-Regeln: Das "grüne" Pickerl für Investitionen

AKW in Frankreich
Die EU legt erstmals einen Kriterienkatalog für „grüne“ Anlagen fest – eine Art „gut/halbgut“-Liste

Investieren in die Öl- und Gasexplorationen vor Zypern oder in ein Windparkprojekt? Nicht immer ist die Antwort so einfach, welches Investment als „grün“ bezeichnet werden kann und welches nicht. Einheitliche Standards für die Bewertung von Unternehmen, ob und wie nachhaltig sie wirtschaften, haben bisher gefehlt.

Das wird sich nun ändern. Nach langen Verhandlungen und massiven Meinungsverschiedenheiten haben sich EU-Regierungen und EU-Parlament nun auf einen Kriterienkatalog geeinigt. „Europa schafft endlich Eindeutigkeit bei der Frage, welche Finanzprodukte sich nachhaltig nennen dürfen“, jubelt der deutsche EU-Grün-Abgeordnete Sven Giegold. „Die neuen Regeln werden private Investitionen in eine grüne Ökonomie freisetzen und verbilligen“, ist er sich sicher.Um das Ziel zu erreichen, Europa bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu machen, müsste Europa jedes Jahr zwischen 200 und 270 Milliarden Euro investieren. Die öffentlichen Haushalte werden das nicht stemmen. Also versucht die EU, die privaten Finanzströme in Richtung Nachhaltigkeit zu dirigieren.

Neue EU-Regeln: Das "grüne" Pickerl für Investitionen

Und der grüne Markt beginnt bereits zu boomen. Auch mehr und mehr private Anleger beziehen Klimarisiken in ihre Überlegungen mit ein, ob sich ein Investment auszahlt oder nicht.

Wann also ist ein Investment „grün“? Drei Kategorien sieht diese „Grüne Bibel“ (im Brüssel-Jargon: Taxonomie) der nachhaltigen Finanzleistungen vor. „Grün“ sind demnach alle Wirtschaftsunternehmungen mit dem Ziel, weniger Treibhausgas-Emissionen zu erzeugen, also etwa Ökostrom. Als „Übergang“ erachtet man Unternehmen, die im Vergleich zu ihrer Branche für weniger Emission sorgen.

Atomkraft nicht „grün“

Und dann gibt es den Bereich „Erleichterung“ (enabling). In einer Gut/Böse-Liste würden diese Investitionen wohl als „halbgut“ firmieren. Sie ermöglichen anderen Unternehmen, Emissionen zu senken. Dazu werden der Atom- und der Gassektor gerechnet.

Ursprünglich hatte die Regierung in Paris darauf gedrängt, Atomkraft als „grün“ einzustufen. Dagegen hatte sich Österreich erfolgreich quergelegt.

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