Nationalbank sieht Risiken für Banken steigen

Nationalbank sieht Risiken für Banken steigen
Österreichs Banken verzeichnen hohe Gewinne, aber auch die Risiken nehmen zu. Variable Kredite sind weiterhin stark nachgefragt.

Österreichs Banken haben im ersten Halbjahr so gut verdient wie schon lange nicht mehr. Über den gesamten Sektor hinweg schrieben sie von Jänner bis Juni 7,3 Milliarden Euro Gewinn. Am Horizont zeichnen sich aber wegen des sich eintrübenden wirtschaftlichen Umfelds höhere Risiken ab, hieß es am Donnerstag bei der Präsentation des Finanzmarktstabilitätsberichts der Osterreichischen Nationalbank (OeNB).

Denn die für den rasanten Gewinnanstieg verantwortlichen höheren Zinsen zeitigen zeitversetzt auch nachteilige Effekte für die Finanzinstitute. Zum einen flaut die Kreditnachfrage ab - bei Gewerbekrediten hat sich das Wachstum auf 4,4 Prozent eingebremst, bei Privatkrediten gab es sogar ein Minus von 1,4 Prozent

Zum anderen steigen die Kreditausfälle. Der Anteil der notleidenden Kredite sei zwar weiterhin auf einem historischen Tiefststand, sagte OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber. Auch die Vergabestandards hätten sich stark verbessert. Die Ausfälle sind zuletzt aber auch bei Wohnkrediten seit langem wieder angestiegen. Ein Trend, der nach Einschätzung der Notenbanker anhalten dürfte.

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Für eine Lockerung der Verordnung für nachhaltige Vergabestandards bei der Finanzierung von Wohnimmobiien (KIM-Verordnung) sieht Haber derzeit keinen Anlass. Im Moment gebe es genug Spielraum. Von den in der Verordnung festgelegten Ausnahmekontingenten, die es den Banken erlauben die Obergrenzen zu einem gewissen Prozentsatz zu überschreiten, bleibe insgesamt ein Drittel ungenutzt.

Nach wie vor hoher Anteil variabler Kredite

Sorgen bereitet den Notenbankern der nach wie vor hohe Anteil variabler Kredite im Wohnbau. Der ist zuletzt zwar zurückgegangen, beträgt aber immer noch 48 Prozent. Im Vergleich dazu seien es in der Eurozone 20 Prozent, sagte der in der OeNB für die Finanzmarktstabilität zuständige Hauptabteilungsleiter Markus Schwaiger

Die weitere Entwicklung will die OeNB im Auge behalten. Den Banken empfiehlt die Nationalbank darauf zu achten, dass die Zinsänderungsschocks von den Konsumenten auch verdaut werden könnten.  

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Zinserhöhungen bei Sparern angekommen

Die Zinserhöhungen sind mittlerweile auch bei den Sparern angekommen. Im Schnitt gebe es bei gebundenen Einlagen bereits mehr als 3 Prozent Verzinsung, sagte Schwaiger. Das habe auch dazu geführt, dass seit April 30 Milliarden Euro in gebundene Spareinlagen umgeschichtet wurden.  

Die OeNB sieht Österreichs Banken nach den hohen Gewinnen und einer Kernkapitalquote von 16,6 Prozent gut aufgestellt, empfiehlt aber angesichts des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds unter anderem 

  • Zurückhaltung bei der Gewinnausschüttung, um die Kapitalbasis weiter zu stärken, 
  • die Sicherstellung nachhaltiger Vergabestandards bei Krediten 
  • sowie vorausschauende Sicherheitenbewertungen insbesondere bei Gewerbeimmobilienkrediten. 

Eine möglichen Pleite von Rene Benkos Signa sieht man in der OeNB gelassen. Vize-Gouverneur Haber: "Wir sehen keine signifikanten Auswirkungen auf die Finanzmarktstabilität oder einzelne Institute."

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