Nach Fiat Chrysler kommt Renault ins Schleudern

Renault verpasst nun auch dem Megane Cabriolet ein Facelift.
Pariser Behörden haben Staatsanwalt in Sachen Renault eingeschaltet. Indes bleibt VW-Manager in den USA in Haft. Warum lesen Sie hier.

Was Experten prophezeit haben, wird nun Realität: Die Abgasmanipulation bei Dieselautos wächst sich zu einem der weltweiten Skandal der Autoindustrie aus. Nach VW, Daimler und Fiat Chrysler ist nun der französische Hersteller Renault ins Visier der Justiz geraten. Die Pariser Generaldirektion für Wettbewerb, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung DGCCFR hat ihre Untersuchungsergebnisse zu Renault der Staatsanwaltschaft in Nanterre übermittelt, die für Verbraucherfälle zuständig ist. Sie wird nun prüfen, ob diese Fakten auch für eine Anklage taugen.

Indes bleibt Renault dabei, dass keine illegale Software in die Autos eingebaut wurde. Die Renault-Aktie ist am Freitagvormittag abgerutscht, machte einen Teil der Verluste aber wett.

Der Verdacht gegen Renault ist nicht neu. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat im Oktober 2016 u. a. einen Renault Captur getestet und die 16-fache Überschreitung des Stickoxid-Grenzwertes festgestellt. So soll sich bei diesem Modell die Abgasreinigung bei einer Außentemperatur unter 17 Grad Celsius abschalten.

Hoher Ausstoß

Indes wird der Druck auf Fiat Chrysler größer. Da Fiat Chrysler in den USA keine Kleinwagen verkauft, sind dort nur 104.000 Jeep-SUVs und Dodge-Pick-ups mit Drei-Liter-Motoren betroffen.

"Wir haben bei unseren Messungen Fiat als den schmutzigsten Hersteller bei Dieselabgasen identifiziert" sagt Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zum KURIER. Die DUH und das deutsche Kraftfahrtbundesamt haben einen Fiat-SUV 500X und vier weitere Modelle getestet. "Kein Hersteller hat so eine unverschämte Abschaltstrategie wie Fiat", behauptet Resch. "Knapp 22 Minuten nach dem Starten des Motors schaltet sich die Abgasreinigung ab. Der Abgas-Testzyklus NEFZ dauert 20 Minuten." Der Stickoxid-Grenzwert soll um das 11- bis 22-Fache überschritten werden.

Nach Fiat Chrysler kommt Renault ins Schleudern
Fiat Chrysler CEO Sergio Marchionne answers questions from the media during the FCA Investors Day at the Chrysler World Headquarters in Auburn Hills, Michigan May 6, 2014. Marchionne said on Tuesday he would stay at the helm of the world's seventh-largest carmaker until the end of 2018 to see through the execution of a new industrial plan. REUTERS/Rebecca Cook (UNITED STATES - Tags: TRANSPORT BUSINESS EMPLOYMENT)
Auch Fiat Chrysler weist alle Vorwürfe zurück. Fiat-Chef Sergio Marchionne bestreitet Manipulationen: "Wer uns mit VW vergleicht, hat etwas Illegales geraucht."

Eigentum in Palm Beach

Apropos VW: Manager Oliver Schmidt, der eine Schlüsselrolle bei der erfolglosen Vertuschung der Abgastrickserei in den USA gespielt haben soll, bleibt in US-Haft. Eine Kaution wurde abgelehnt. Das Bezirksgericht Miami begründet das mit dem großen Risiko, dass Schmidt nach Deutschland flieht. Dem VW-Manager droht in den USA wegen elf Delikten eine lebenslange Haft - die maximale Freiheitsstrafe beträgt aber bis zu 169 Jahre Haft. Außerdem liefere Deutschland eigene Staatsbürger nicht aus.

Schmidt war nach einem Urlaub in Florida am 7. Jänner 2017 auf dem Miami-Dade International Airport festgenommen worden, als er für den Rückflug nach Deutschland einchecken wollte. Laut dem US-Bezirksgericht besitzt er sechs Eigentumwohnungen in Palm Beach mit einem Wert von je 44.000 bis 48.000 Dollar. Und in Dania Beach soll er eine Liegenschaft besitzen, die rund 120.000 Euro wert ist.

Ermittler verärgert

Warum die US-Behörden sich so massiv auf Schmidt einschießen, hat laut Aktenlage eine ganz besonderen Grund. Das lässt sich jedenfalls zwischen den Zeilen aus den US-Akten herauslesen. Laut US-Gericht soll Schmidt die US-Behörden nach einer Hausdurchsuchung im Oktober 2015 in VW-Standorten in Kalifornien kontaktiert und eine freiwillige Einvernahme angeboten haben, die auch dann im November 2015 in London, England, stattgefunden hat.

Bei diesem Termin soll er den US-Beamten dargelegt haben, dass er der kalifornischen Umweltbehörde CARB alles offengelegt habe, was er wisse. Er soll sich laut US-Gericht "als Kooperativer ausgegeben haben, aber die Ermittler angelogen haben, um sich selbst zu schützen".

Während der weiteren Ermittlungen haben die Beamten angeblich herausgefunden, heißt es auf Seite sechs der US-Gerichtsbeschlusses weiter, dass seine Angaben falsch waren. Zuvor soll Schmidt auch gegenüber der kalifornischen Umweltbehörde CARB die Existenz der illegal eingebauten Abschaltevorrichtung verschleiert haben. Dem Vernehmen nach bestreitet Schmidt die Vorwürfe.

Verräterische eMails

In den US-Gerichtsakten finden sich Anhaltspunkte, dass die mutmaßliche Abgasmanipulation bei Audi bereits im Oktober 2013 ein Thema war. Schmidt soll an einen Kollegen, der Unterlagen zum Emmissionsproblem erstellte, in einem eMail geschrieben haben: "Es wäre gut, wenn Du uns vom Deckblatt streichst. Wenn es solches Papier irgendwie in die Hände von Behörden fällt, könnte (Anmerkung des Gerichts: VW) in ernste Schwierigkeiten kommen". Ein Jahr später soll er einem anderen VW-Kollegen im Zusammenhang mit Dokumenten zur sogenannten Abgasthematik geschrieben haben: "Ich habe die erwähnten Dokumente nur auf einem USB-Stick und will sie nicht auf den Computer laden."

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