Zunächst zu El Salvador: Die Regierung um den als Krypto-Fan bekannten Präsidenten Nayib Bukele hofft, der eigenen Bevölkerung mit der neuen Staatswährung Bitcoin rund 400 Millionen Dollar an jährlichen Transaktionsgebühren zu ersparen, leichter ausländische Investoren an Land ziehen zu können und die Abhängigkeit von der anderen Staatswährung, dem US-Dollar, zu verringern.
Doch es steckt noch mehr dahinter. In dem von einer dichten Vulkanlandschaft und großer Armut geprägten Land verfügt mehr als die Hälfte der Bevölkerung über kein eigenes Bankkonto. Smartphones sind dagegen weit verbreitet, wodurch diese Bürger mithilfe von Bitcoin erstmals Zugang zu Finanzdienstleistungen erhalten könnten. Zumindest theoretisch. Denn auch wenn viele Salvadorianer Handys besitzen, hat nur etwa ein Drittel auch tatsächlich Zugang zum Internet.
Am Dienstag war der offizielle Start dann auch noch von groben technischen Problemen begleitet: Zunächst war die staatliche Bitcoin-App Chivo (auf Deutsch etwa: „cool“) nicht für Smartphones der Hersteller Apple und Huawei verfügbar.
Als der Fehler behoben war, brachen die Server unter dem gewaltigen Ansturm ein – die App war wieder nicht erreichbar, sogar die vielen frisch aufgestellten Bitcoin-Bankomaten funktionierten nicht mehr.
Der missglückte Start hat den Bitcoin-Kurs am Dienstag trotzdem auf Talfahrt geschickt. Aktuell ist ein Bitcoin etwa 39.000 Euro wert, das sind knapp 5.000 Euro weniger als noch am Montag.
Wegweisend für die Zukunft der Krypto-Branche dürften auch die Entwicklungen beim „Schürfen“ sein. Hierbei stellen Unternehmen einem Blockchain-Netzwerk (zum Beispiel jenem, auf dem Bitcoin basiert) Rechenleistung zur Verfügung und werden dafür in der jeweiligen Kryptowährung entschädigt. Dafür sind riesige Hallen voller Rechner notwendig, dementsprechend siedeln diese Konzerne dort an, wo Strom und Infrastruktur besonders günstig sind.
Bis zum Mai dieses Jahres standen knapp 70 Prozent dieser Hallen in China, vor allem in der uigurisch geprägten Provinz Xinjiang. Doch die chinesische Regierung ist inzwischen von ihrem Krypto-freundlichen Kurs abgewichen und hat harte Regulationen für Unternehmen angekündigt, deren Geschäftsmodell auf dem Schürfen basiert.
Als neues Krypto-Eldorado wird seither der US-Bundesstaat Texas gehandelt. Doch der Süden der USA ist bekannt für seine extremen Wetterverhältnisse, die in Zeiten des Klimawandels eher zu- als abnehmen werden.
Für Beobachter ist das besorgniserregend, sorgte doch schon die Überschwemmung eines großen Kohlekraftwerks in Xinjiang im April dafür, dass kurzzeitig deutlich langsamer geschürft werden konnte. Bei einem Hurrikan in Texas wäre der Wertverlust wohl weltweit massiv spürbar.
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