Nabucco: Pipeline gegen Moskaus Marktmacht

Mit der Nabucco will Europa unabhängiger von russischem Gas werden. Das Projekt kommt aber nicht vom Fleck.

Auch am Donnerstag war die Razzia der EU-Kommission bei Gasversorgern quer durch Europa das zentrale Gesprächsthema in der Energiebranche. "Ein großer Anbieter aus Russland gestaltet maßgeblich die Konditionen am europäischen Gasmarkt", sagte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner am Rande einer Energietagung in Salzburg - ohne Namen zu nennen. Gemeint war natürlich die Gazprom, die im Mittelpunkt der EU-Kartell-Ermittlungen steht.

Neu ist diese Erkenntnis freilich nicht. Österreich war das erste westeuropäische Land, das sich bereits 1968 über Jahrzehnte vertraglich an russisches Gas band. Viele andere folgten. Die heimischen Verträge wurden 2008 um 20 Jahre verlängert.

Die Versorgungssicherheit, die sich Europa damit erkauft hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Allen voran die Gaskrisen im Winter 2006 und 2009 haben aber gezeigt, wie abhängig man von Moskau geworden ist.

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Diese Abhängigkeit zu verringern, hat die Nabucco zum Ziel. Diese Pipeline, die unter Federführung der OMV geplant wird, soll, ganz zum Missfallen Russlands, Gas aus der kaspischen Region nach Europa bringen. Allerdings tritt das Projekt, das bereits 2003 öffentlich gemacht wurde, auf der Stelle. Der Baubeginn wurde mehrmals verschoben, die Kosten drohen zu explodieren. "Wir arbeiten uns Schritt für Schritt nach vorne", kalmiert OMV-Boss Gerhard Roiss. So eine Pipeline sei eben eine komplexe Angelegenheit.
Faktum sei, dass "Europa die Nabucco braucht". Dem Kontinent würden bis 2020 150 Milliarden m³ Gas fehlen. 31 Milliarden davon könne die Nabucco liefern.

Die Gretchenfrage ist: Woher kommt das Gas? Auf der Liste der Lieferländer ganz oben steht Aserbaidschan. Das Gasfeld Shah-Deniz II bietet riesige Ressourcen. Deshalb sei Roiss auch alle drei Wochen vor Ort. Neben der Nabucco rittern allerdings auch noch drei weitere Pipeline-Projekte um das aserische Gas. Am Samstag müssen alle Interessenten ihre Preisangebote vorlegen - entschieden wird bis Jahresende. Voraussichtlich.

Mitterlehner wird ungeduldig, will keine "Never-Ending-Story". Das Vorhaben über das Jahr 2012 hinaus zu verhandeln, wäre sinnlos. Um Druck zu machen, reise er gemeinsam mit Bundespräsident Heinz Fischer, übernächste Woche nach Aserbaidschan. OMV-Boss Roiss spielt auf Zeit: "Nabucco wird gebaut, wann ist nebensächlich."

Nabucco: Erdgas soll erst 2017 nach Europa fließen

Projekt Dem Nabucco-Konsortium gehören sechs Unternehmen an, darunter die OMV und die deutsche RWE. Im Endausbau soll die 3900 km lange Röhre 31 Milliarden m³ Gas aus dem kaspischen Raum bis nach Baumgarten in NÖ befördern. Das erste Gas soll, zwei Jahre später als geplant, 2017 fließen. Die Baukosten werden offiziell mit acht Milliarden Euro beziffert, Experten gehen aber von fast doppelt so hohen Kosten aus.

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