Möbelhändler: „Fürchten uns nicht vor einem zweiten Lockdown“
„Einen guten Handwerker zu bekommen ist derzeit eine besondere Herausforderung. Es gleicht einem Lotteriespiel“, bestätigt Christian Wimmer, Geschäftsführer der Einkaufsverbände Garant und Wohnunion (300 Einrichtungsspezialisten von Küchenstudios bis zu Vollsortimentern). Die Österreicher investieren ins Eigenheim, trotz oder gerade wegen der Corona-Krise. Wimmer: „Speziell im ländlichen Raum. Mitunter muss man schon zwei bis drei Wochen warten, um überhaupt einen Termin bei einem Fachberater zu bekommen.“
In einigen Küchenstudios würden die Auftragseingänge in einigen Wochen um bis zu 80 Prozent über dem Vorjahr liegen, entsprechend lange muss der Kunde auf seine neue Küche warten. „Vor Weihnachten geht im Grunde gar nichts mehr. Die nächsten Möglichkeiten sind Ende Jänner/Anfang Februar.“ Nicht nur, dass viele Hersteller nicht mit der Produktion nachkommen. Ist die Küche erst einmal ausgeliefert, fehlen oft die Monteure. „Montagetischler und Bodenleger werden in der Branche verzweifelt gesucht“, sagt Wimmer. Das ist nicht neu, doch die Kurzarbeit habe die Situation verschärft. Wer bei seiner alten Firma in Kurzarbeit geschickt wurde, habe angesichts des unsicheren Jobmarktes wenig Motivation, jetzt den Arbeitgeber zu wechseln, meint Wimmer.
Unsicher ist auch, ob das Geschäft weiter so brummen wird. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass unsere Partner weniger Kundenkontakt haben werden“, verweist er auf die Maßnahmen der Politik. Dass Kanzler Kurz einen zweiten Lockdown mittlerweile nicht mehr ausschließt, nimmt er relativ gelassen auf. Zwar hoffe er auch, dass das nicht nötig wird, aber „wir fürchten uns nicht vor einem zweiten Lockdown.“ Zumindest nicht, wenn er nicht länger als drei, vier Wochen andauert. „Das wäre nicht das Problem, wir hätten genug abzuarbeiten.“
Anders sieht das Thomas Saliger von der Welser XXX-Lutz-Gruppe (Möbelix, Mömax, XXXLutz): „Das würde auf die Konsumstimmung drücken und uns in der Logistik vor Herausforderungen stellen.“ Schließlich werde in der Möbelindustrie nicht auf Halde produziert, sondern auf Bestellung. Mit ein Grund, warum Kunden derzeit lange auf bestellte Möbel warten – es gibt einen Rückstau in der Lieferkette. Saliger: „Vorlieferanten haben Probleme, Rohstoffe – wie Spanplatten – zu bekommen.“ Seit Mai würden bei vielen Betrieben die Aufträge 20 Prozent über dem Vorjahresniveau liegen, was auch an Nachzieheffekten liegt. „Das ändert aber nichts daran, dass die Produktionslinien ausgelastet sind.“
„Fast nicht zu glauben“
Laut KMU Forschung Austria liegt der Möbeleinzelhandel in den ersten acht Monaten des Jahres 14,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Eine Zahl, die laut Saliger „fast nicht zu glauben“ ist. Seine Gruppe habe trotz Shutdown heuer mehr umgesetzt wie im Vorjahr. Ähnliches ist von kika/Leiner-Chef Reinhold Gütebier zu hören, dessen Geschäftsjahr Ende September endete: „Wir haben die geplanten Zahlen deutlich übererfüllt und liegen deutlich besser als im Restrukturierungsplan vorgesehen.“ Ob eine zweite politisch verordnete Zwangsschließung das neue Geschäftsjahr zwangsläufig ins Negative drehen würde, hänge von deren Dauer ab: „Ich denke, ein Shutdown von zwei bis vier Wochen wäre heilbar.“
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