Zu spüren bekommen dies auch die vielen Zulieferbetriebe, auch jene aus Österreich. Sie exportieren 90 Prozent ihrer Waren, vor allem zu den großen deutschen Herstellern. „Momentan ist keine gute Zeit, es wird immer schwieriger, Aufträge zu erhalten“, sagt Clemens Zinkl, Geschäftsführer der ARGE Automotive Zulieferindustrie in der Wirtschaftskammer, zum KURIER. Seit April sei auch die Zahl der Beschäftigten rückläufig. „Wir versuchen, die Fachkräfte in Beschäftigung zu halten. Seit einem Jahr ist es aber schwierig.“
Beispiel Magna Steyr in Graz: Rund 7.000 Mitarbeiter werden derzeit am Standort beschäftigt. Der Höchststand betrug rund 11.000 Beschäftigte im Jahr 2018. Erst heuer hat die Pleite des US-Autobauers Fisker zum Wegfall von 10.000 Einheiten geführt. Und Anfang Juli verkündete der britische Autohersteller Ineos, die Entwicklung eines geplanten Elektro-Geländewagens zu beenden. 30.000 Stück davon hätten jährlich von 2.000 Mitarbeitern gebaut werden sollen. Magna versucht nun mit chinesischen Autobauern sein Glück. „Wir sehen da Potenzial“, so ein Sprecher.
Vielfältige Gründe
Zinkl ortet „vielfältige Gründe“ für die derzeitige Schwäche. Zum einen würden aufgrund der hohen Finanzierungskosten weniger Menschen neue Fahrzeuge kaufen. Zum anderen seien sie über die Diskussionen rund um Verbrennerverbot bzw. Problemen mit Elektroautos verunsichert und würden die Entscheidung auf die lange Bank schieben.
Apropos E-Autos: Leasingfinanzierer würden diese vermehrt wieder abgeben. Grund: Die Reparaturen seien vor allem nach Unfällen zu teuer, was vor allem auf die Batterietechnologie zurückzuführen sei. Und nicht zuletzt kämen immer mehr Autos aus den USA und China nach Europa mit kaum oder keiner lokalen Wertschöpfung. Das alles führe dazu, dass die Lager der Händler aktuell voll seien und weniger neue Autos gebaut werden müssten.
Maßnahmenpaket
Zinkls Resümee: „Es wird immer schwieriger, Fahrzeuge in Europa herzustellen.“ Er wünscht sich daher von der EU-Politik ein Maßnahmenpaket ähnlich des Inflation Reduction Act der USA. Dieser enthält finanzielle Anreize für Unternehmen beim Umbau ihrer Geschäfte hin zu mehr Nachhaltigkeit. Strafzölle für chinesische Autos seien zwar nachvollziehbar, aber er sei kein Fan davon. „Sie werden nicht den Aufschwung bringen.“ Bei den Erwartungen für die nächsten Monate sei die gesamte Branche zurückhaltend.
Dies bestätigt Josef Windbacher, Automotive-Experte vom steirischen Leiterplattenhersteller AT&S. Er ortet eine „angespannte Situation“ am Automobilsektor und rechnet mit einem anhaltenden Preisdruck. Erst wenn die Wirtschaft wieder anspringe, werde ein Wachstum möglich sein.
Manfred Kainz, Geschäftsführer des steirischen Zulieferers TCM, ist der Meinung, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage auf europäische Fehlentwicklungen zurückgehe. Während andere Nationen mit offenen Systemen arbeiten würden, habe man in Europa begonnen zu verbieten, was man könne.
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