Millionenpleite Waagner-Biro: Neue Bühne für Tochterfirma
Die neue Bühnentechnik in der Berliner Staatsoper „Unter den Linden“ war eines der größten Projekte in der Firmengeschichte des Wiener Anlagen- und Maschinenbauers Waagner-Biro. Auch im Wiener Burgtheater hat die WBAG im vergangenen Sommer eine hochmoderne Bühnensteuerung eingebaut und im Wiener Volkstheater wird die Bühnentechnik mit WBAG-Know-how derzeit erneuert.
Vor kurzem hat aber der gesamte Waagner-Biro-Konzern durch massive Probleme bei zwei Auslandsprojekten ( Russland, Abu Dhabi) eine gefährliche Schlagseite bekommen. Die Glasbau-Tochter SBE Alpha (107 Mitarbeiter) musste bereits in der Vorwoche Konkurs anmelden. Dieser Teilbetrieb wurde am vergangenen Dienstag bereits geschlossen.
Gestern, Mittwoch, folgte ihr die Konzernmutter Waagner-Biro AG (45 Mitarbeiter) auf dem Weg zum Wiener Insolvenzgericht. Den Insolvenzantrag hat die renommierte Anwaltskanzlei Kosch & Partner verfasst.
Neue Pläne
Der Konzern soll jetzt filetiert werden. Das ist eigentlich eine gute Nachricht. Die Waagner-Biro AG und die Brückenbau-Tochter Bridge Systems sollen fortgeführt werden. Dazu wurde der ausgewiesene Restrukturierungsexperte Bernhard Chwatal (vormals Libro, Ankerbrot) an Bord geholt.
Konkrete Pläne
Auch die Bühnenbau-Tochter soll gerettet werden. Der Sanierer Erhard wird die Waagner-Biro Stage Systems AG herauskaufen. Der Vertrag soll bereits unterzeichnet sein. Er soll dem Bühnenbauer nicht nur erhebliche Finanzmittel zur Verfügung gestellt, sondern dafür auch einen angemessenen Kaufpreis gezahlt haben. Zuvor war die Stage Systems durch eingeforderte Garantien (acht Millionen Euro) selbst in die Bredouille geraten. Grossnigg benötigt nun noch die Zustimmung für den Kauf vom Insolvenzverwalter der Konzernmutter. Klappt der Deal, können auch die Auftraggeber aus dem Kulturbereich aufatmen.
Indes sitzt die Waagner-Biro AG laut Creditreform und KSV1870 auf einem Schuldenberg von zumindest 27,3 Millionen Euro, aber weitere Garantien in Höhe von insgesamt 18 Millionen Euro könnten noch schlagend werden. Mit rund 15 Millionen Euro steht der Konzern bei Banken in der Kreide.
Auf der Vermögensseite schaut es traurig aus. Die freien Aktiva werden mit 4,82 Millionen Euro beziffert.
Der Beteiligungswert von fünf Tochterfirmen wurde auf null gesetzt. Der Wert der Bühnentochter wurde auf 450.000 Euro berichtigt, jener der britischen Spezialmaschinenbau-Tochter Quarter Hall mit vier Millionen Euro.
„Dem Unternehmen steht Liquidität aus den noch operativen Tochterunternehmen im Form einer Leistungsverrechnung zur Verfügung“, heißt es im 20 Seiten starken Insolvenzantrag. „Aus der Planung ergibt sich, dass die Fortführung ohne weiteren Forderungsausfall für die Gläubiger möglich ist.“
Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Tochterfirmen soll die 20-prozentige Quote für die Gläubiger finanziert werden. Dafür sind etwa 5,5 Millionen Euro nötig.
Der Niedergang des Waagner-Biro-Konzerns
Das Tochterunternehmen SBE Alpha AG kämpfte mit ausstehenden Zahlungen in Millionenhöhe und technischen Problemen, verursacht durch Glas-Lieferanten, bei einem Großprojekt in Russland. SBE schuldet ihrer Mutter 8,9 Millionen Euro. Der SBE-Konkurs in der Vorwoche schlug sich insgesamt mit 19,1 Millionen Euro negativ in den Büchern des Mutterkonzerns nieder. Weitere Finanzierungsgespräche scheiterten, der bereinigte Bilanzverlust wird mit fast 50 Millionen Euro beziffert. Die WBAG soll insgesamt 1500 Mitarbeiter beschäftigen, hauptsächlich im Ausland.
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