Millionenpleite der Shop-Tochter der Outdoor-Firma Northland

Millionenpleite der Shop-Tochter der Outdoor-Firma Northland
Betroffen sind 113 Mitarbeiter, ein Fortführungskonzept wurde bereits entwickelt. Der Abverkauf beginnt bereits.

„Hinter Northland Professional steht ein österreichisches Familienunternehmen, welches seit 1973 hochwertige Bekleidung & Ausrüstung für bergsportbegeisterte Menschen entwickelt und produziert“, heißt es auf der Firmen-Hompage. „Im Laufe der Jahre hat sich der Anspruch unserer Kunden gewandelt. Immer mehr modische Aspekte prägen die Outdoorwelt und heute muss hochfunktionelle Bekleidung auch richtig gut aussehen. Northland Professional hat sich bereits früh dieser Entwicklung verschrieben und zeigt in seinen Sportkollektionen einen gelungenen Mix aus Funktion und cooler Sportswear.“ Nachsatz: Weltweite Partner ermöglichen Ihnen den Zugang zur hochwertigen Bekleidung von Northland Professional!“

„Je steiniger der Weg, desto wundervoller das Ziel“, das Firmenmotto der Grazer Outdoor-Bekleidungsfirma Northland Outdoor Shop GmbH, der Tochterfirma der Northland GmbH, bekommt eine neue Bedeutung. Denn das Unternehmen, das 22 Filialen in Österreich und eine in Deutschland unterhält, hat am Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das bestätigt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform dem KURIER. Den Gläubigern wird 20 Prozent Quote geboten. "Das Unternehmen soll unter Fortsetzung bereits eingeleiteter Restrukturierungsmaßnahmen fortgeführt werden", sagt Weinhofer.

Betroffen sind 113 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind sechs in der deutschen Zweigniederlassung beschäftigt, so die Firmenangaben. Die Löhne und Gehälter wurden inklusive Februar bezahlt. Der Fortbestand von Northland Professional sei nicht davon betroffen und ein „wesentlicher Bestandteil für ein erfolgreiches Fortführungskonzept der Outdoor Shops“, hieß es in der Aussendung. Das Unternehmen wird vom renommierten Grazer Anwalt Clemens Jaufer vertreten.

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Schulden und Vermögen

Die Verbindlichkeiten werden laut AKV und KSV1870 mit 10,16 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 4,5 Millionen Euro auf ein Darlehen der Northland GmbH und 3,93 Millionen Euro auf Schadenersatzansprüche wegen der Auflösung von Mietverhältnissen. 229.000 Euro entfallen auf Lieferanten, rund 1,16 Millionen auf Dienstnehmeransprüche. Die Aktiva werden mit rund 1,728 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 400.000 Euro auf Warenvorräte und 1,166 Millionen Euro auf Bankguthaben.

Millionenpleite der Shop-Tochter der Outdoor-Firma Northland

Umsatzrückgang und gestiegene Preise

Ursache für die Insolvenz infolge fehlender Gewinne in den Shops seien die gestiegenen Preise bei der Produktion und Lieferketten sowie der Umsatzrückgang in zwei Jahren Pandemie. Die Northland Outdoor Shop GmbH ist eine Tochter der  Outdoormarke Northland Professional (Northland GmbH) mit Sitz in Graz. Die Northland Outdoor Shop GmbH wurde 2006 gegründet und vertrieb die Outdoor-Bekleidung der Muttergesellschaft Northland GmbH. Letztere ist als Großhändler tätig.

„Trotz zahlreicher Bemühungen der letzten Jahre, das Filialnetz zu adaptieren und Sortimente zu verändern, ist es - getrieben durch externe Ereignisse - nicht gelungen ein positives Ergebnis zu erwirtschaften: Hauptgründe sind die seit der Pandemie exorbitant gestiegenen Preise in Produktion und Beschaffung von Waren, gestiegene Rohstoffpreise und massive Verteuerungen der Transportketten - um mehrere hundert Prozent. Weiters hat die Pandemie mit den massiven Zutrittsbeschränkungen zu starken Umsatzrückgängen geführt, nicht umsonst hat der Onlinehandel weltweit profitiert, während die Ware in den Stores liegen geblieben ist“, begründete das Unternehmen die Insolvenz.

Zu hohe Mietkosten

Es sei einfach nicht mehr möglich, zu akzeptablen Preisen mit hohen Qualitätsansprüchen Waren zu produzieren. Zu den immer geringeren Gewinnspannen würden massiv gestiegene Transportkosten und zu hohe Mietkosten hinzukommen. „Obwohl unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen extrem belastenden Zeiten Ihr Bestes gegeben haben und trotz mehrfacher Lockdowns dem Unternehmen die Treue gehalten haben, können langfristige Mietverträge der 21 Shops, die zu Hochkonjunktur Zeiten abgeschlossen wurden, leider nicht mehr erfüllt werden. Auch Verhandlungen mit den Vermietern haben zu keiner Lösung geführt. Wir haben wirklich alles versucht und alle Optionen geprüft“, sagt Miteigentümer und Geschäftsführer Arno Pichler.

Ein Fortführungskonzept wurde bereits entwickelt, das mit dem Insolvenzanwalt umzusetzen versucht werde. Mit einem Restrukturierungsplan hoffe man den Großteil der in Österreich ansässigen Filialen weiter betreiben zu können.

Mutterfirma Northland GmbH

Laut Firmencompass weist die Mutterfirma Northland GmbH in der Bilanz zum 31. Mai 2020 einen Bilanzverlust in Höhe von 12,746 Millionen Euro aus, das negative Eigenkapital wird mit 12,66 Millionen Euro beziffert, die Verbindlichkeiten mit 27,111 Millionen Euro. Indes wird das Umlaufvermögen mit 14,312 Millionen Euro ausgewiesen. Zum Bilanzverlust heißt es: "Aufgrund des erklärten Rangrücktritts seitens eines Lieferanten liegt keine Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechtes vor."

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