Millionendeal um Wald-Rodung in OÖ: Wer wieviel verdient hat
Das Grundstücksgeschäft samt der Rodung von 18 Hektar Wald in Ohlsdorf im idyllischen Salzkammergut sorgte für viel Aufregung und politischen Wirbel in Oberösterreich. Seit kurzem sind die Kaufverträge mit Preisangaben im Grundbuch hinterlegt.
Einer hat bei dem Deal offenbar ein richtig gutes Geschäft gemacht. Der Alt-Industrielle, Schotterbaron und ÖVP-Großspender Hans Asamer. Der 86-Jährige und sein Sohn Kurt, 59, sind die Haupteigentümer der EVG Ehrenfeld VerwertungsgmbH, über die der Deal abgewickelt wurde.
Diese verkaufte die gerodete Fläche heuer um 29,9 Millionen Euro (netto) an die belgische VGP Group. Der Familien-Konzern betreibt Logistik-Immobilien und Industrieparks in ganz Europa.6 Hektar erwarben die Asamers von den staatlichen Bundesforsten (ÖBf) im Oktober 2021 um 3,95 Millionen.
Weiterverkaufspreis drei Monate später: 6,5 Millionen.
12,5 Hektar erstand die EVG mit 6. Dezember 2021 von einem privaten Grundbesitzer, einem Gastwirt, um 8,45 Millionen.
Weiterverkaufspreis sechs Monate später: 23,4 Millionen Euro. Macht eine Differenz von 17,5 Millionen Euro innerhalb weniger Monate.
Die Asamers hatten allerdings noch einigen Aufwand. Sie mussten das Gelände für den Käufer baureif machen. Das Gebiet, das an der Autobahn liegt, musste gerodet und abgesenkt werden. Auflage der umstrittenen Umwidmung war die Aufforstung der 1,5-fachen Fläche in der Nähe. Im Kaufvertrag mit den Belgiern über das Grundstück des Gastronomen sind 5,026 Millionen Euro „Baureifmachung“ angeführt.
35-Millionen-Vollmacht
Nicht nur die Bundesforste, auch die ebenfalls staatliche Asfinag verkaufte in Ohlsdorf Grund an die Asamers. 3.940 Quadratmeter um 236.400 Euro.
Darüber hinaus liegt dem KURIER eine im Jänner 2022 erteilte Vollmacht für eine Managerin der Österreich-Tochter der VGP vor. In dem Dokument ist allerdings ein „(Gesamt-)Kaufpreis“ von netto 35,1 Millionen Euro angeführt.
Haben die Asamers den Belgiern womöglich noch weitere Grundstücke verkauft oder die EVG zusätzliche Leistungen erbracht?
Die Beteiligten sind wenig auskunftsfreudig. Die VGP ersuchte um Verständnis, dass man sich zu diesen Fragen nicht äußere. Hans Asamer lehnte ein Gespräch mit dem KURIER unter empörtem Geschimpfe über Medien grundsätzlich ab, der Junior war nicht erreichbar.
Arbeitsplätze
Die behördlichem Bewilligungen für das umstrittene Projekt zogen sich über drei Jahre. Ein Argument von Asamer sowie auch von ÖVP-Wirtschaftslandesrat und Raumordnungsrefent Mar-kus Achleitner war die Schaffung von Jobs, 600 bis 800 Arbeitsplätze, hieß es.
Von dieser Dimension ist keine Rede mehr. Die Ohlsdorfer SPÖ-Bürgermeisterin Ines Mirlacher berichtet, VGP-Vertreter würden nur noch von einer „niedrigen dreistelligen Zahl“ sprechen. Wenn aber das öffentliche Interesse nicht nachgewiesen werden kann, könnte die Rodungsbewilligung laut Juristen rechtswidrig erfolgt sein.
Bis dato haben die Belgier in Ohlsdorf für das Projekt „Ehrenfeld II“ noch nicht um eine Baubewilligung angesucht. Wann das der Fall sein wird und wann der Spatenstich für das geplante Logistik-Zentrum erfolgen soll, lässt eine Sprecherin offen. Das sei davon abhängig, welche Mieter sich interessieren würden. Man plane, soviel wird gerade noch verraten, an unterschiedliche Branchen zu vermieten.
Die Bundesforste mussten sich für den Waldverkauf an Asamer viel Kritik gefallen lassen. Die Staatsförster gestehen heute ein, bei dem Deal zu wenig nachgedacht zu haben. Vorstand Rudolf Freidhager hat den Asamer-Vertrag neben dem für Immobilien zuständigen Vorstandskollegen Georg Schöppl mit unterschrieben, meint aber: „Wir haben daraus gelernt, dass wir ein anderes und höheres Maß an Sensibilität anlegen müssen. Landschaftsversiegelung ist extrem sensibel“.
Die Bundesforste betonen zwar, dass der Verkaufspreis höher gewesen sei als der von einem Gutachter ermittelte Wert. Trotzdem, heute würde er nicht mehr zustimmen, sagt Freidhager.
andrea.hodoschek
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