Millionen-Pleite eines Fliesenleger-Betriebs

Zweite Pleite führt zur Unternehmensschließung
Lange Zahlungsdauer bei öffentlichen Aufträgen, ungenügende Kreditlinie und Steuernachforderung führten in die Insolvenz.

Das burgenländische Platten- und Fliesenleger-Unternehmen Roland Schöll hat in den vergangenen fünf Jahren mitunter auch prestigeträchtige Aufträge erhalten. Unter anderem wurde das neue Stadion des Wiener Fußballklubs Rapid im Jahr 2015 verfliest. Zu den Stammkunden zählen laut Firmenangaben aber auch Großauftraggeber wie ÖBB, und die Wohnbauträger Wiener Wohnen, EBSG und Wien Süd.

Am Dienstag wurde über den Betrieb ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. 30 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen, das Unternehmen soll aber fortgeführt werden. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände Creditreform und AKV dem KURIER. Den Gläubigern wird eine Quote in Höhe von 20 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren angeboten.

Die Insolvenzursachen

Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Oberpetersdorf und einen zweiten Betriebsstandort in 1230 Wien. „Die Insolvenz ist zunächst darauf zurückzuführen, dass der seitens der Hausbank gewährte Kontokorrent-Kreditrahmen durch das Wachstum des Unternehmens unzureichend wurde und eine Aufstockung nicht erreicht werden konnte“, heißt es im Insolvenzantrag. „Dazu kommt, dass der Betrieb bei seinen vielen öffentlichen Auftraggebern lange Zahlungsziele einzuräumen und Waren und Material vorzufinanzieren hatte.“ Nachsatz: Ein weiterer Grund für Zahlungsunfähigkeit „war eine zuletzt entstandene nicht beachtliche Steuernachforderung“.

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten werden mit 1,134 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 476.500 Euro auf die Hausbank, rund 260.500 Euro auf Lieferanten, 143.900 Euro auf offene Forderungen der Dienstnehmer und 105.000 Euro auf die burgenländische Gebietskrankenkasse; weitere 86.300 Euro entfallen auf die Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) und rund 60.000 Euro auf die Finanz.

Das Vermögen

Die Aktiva bestehen aus noch nicht verrechneten Leistungen (287.000 Euro) und aus noch offenen Forderungen (29.500 Euro). Dazu kommen noch zwei Sparbücher, „deren Einlagenstand noch zu erheben ist“, und eine Reihe von Lebensversicherungspolizzen. An den Finanzanlagen macht die Hausbank aber Pfandrechte geltend. Auch auf den Liegenschaften, die der Firma zur Hälfte gehören, sind Pfandrechte der Hausbank eingetragen.

Die Zukunft

Der Betrieb soll fortgeführt werden. Aufträge mit einem Umfang von 800.000 Euro sind bereits vorhanden, weitere Aufträge in Höhe von 100.000 Euro sollen heuer noch dazu kommen. Der Objektbau im Burgenland wird nicht weiter betrieben, das Hauptaugenmerk wird künftig auf den Privatsektor gelegt werden. Zugleich will man sich auch auf Aufträge der Stammkunden aus dem öffentlichen Sektor konzentrieren.

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