Millionen-Pleite eines Autohändlers

Zuletzt war das Unternehmen als Fiat-Werkstätte tätig
Zwei Werkmeister sollen Autos mit schweren Mängeln positive Pickerl ausgestellt haben, sie sind bereits wegen des Verdachts des Missbrauchs der Amtsgewalt angeklagt.

Im Autohandel herrscht ein rasanter Verdrängungswettbewerb. Das bekam auch das Autohaus Straßnitzky bitter zu spüren. Das traditionsreiche Familienunternehmen, das 1930 gegründete wurde, mit Standorten in Halbenrain und Feldbach musste beim Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragen. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV und KSV1870 dem KURIER. 20 Dienstnehmer und 58 Lieferanten sind von der Pleite betroffen. Das Unternehmen wird nicht fortgeführt, sondern geschlossen. Die Schulden werden mit 4,476 Millionen Euro beziffert.

Doch die Insolvenz-Ursachen zählen auch mutmaßlich strafbare Handlungen. Laut Angaben des Unternehmens sollen zwei Werkmeister Fahrzeugen mit schweren Mängeln trotzdem das §-57a-Pickerl (illegal) ausgestellt haben. Das Duo soll keine ordnungsgemäßen Prüfungen durchgeführt haben. So soll es auch bei massiver Durchrostung positive Begutachtungen gegeben haben.

Da es sich bei der Pickerl-Vergabe um eine hoheitliche Tätigkeit handelt, wurde gegen die beiden Werkmeister am 14. Juli 2017 von der Staatsanwaltschaft Graz Anklage wegen des Verdachts des Missbrauchs der Amtsgewalt erhoben. Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe bestritten. Fakt ist aber: Das Amt der Steiermärkischen Landesregierung hat dem Betrieb die §-57a-Begutachtung entzogen.

Das führte offenbar zu einem Umsatzrückgang und einem erheblichen Imageschaden. Langjährigen Kunden sprangen ab. Zugleich verlor den Betrieb den Verkauf der Marken Volvo, Man und Honda, weil von den Importeuren immer strenger Anforderungen stellt worden sein sollen. Zuletzt war Straßnitzky noch als Fiat-Werkstätte tätig.

Doch das Lenkrad konnte nicht mehr herumgerissen werden. Die Umsätze gingen weiter zurück, Personal musste abgebaut werden. Die Rationalisierungsmaßnahmen führten aber nicht zum gewünschten Erfolg.

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten werden 4,476 Millionen Euro beziffert, davon entfallen rund 3,03 Millionen Euro auf die Hausbank, 670.000 Euro auf Beendigungsansprüche der Mitarbeiter, 330.000 Euro auf Lieferanten, 138.500 Euro auf offene Löhne, 124.000 Euro auf die Krankenkasse und 65.800 Euro auf das Finanzamt.

Das Vermögen

Die Aktiva haben einen Buchwert in Höhe von 3,9 Millionen Euro, aber nur einen Liquidationswert in Höhe von 614.000 Euro. Die drei Betriebs-Liegenschaften im Wert von 1,43 Millionen Euro sind mit Pfandrechten der Hausbank zugepflastert. Auch die offenen Forderungen (223.000 Euro) sind großteils an die Hausbank verpfändet.

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