Millionen-Pleite einer Genossenschaft

Weitere Pleite in der Neumeister-Gruppe
Einerseits sprangen Mitglieder ab, andererseits soll es zu internen Malversationen gekommen sein.

Diese Saat ist nicht aufgegangen. Die Steirische Gartenbaugenossenschaft mit Sitz in der Grazer Großmarktstraße sollte land- und forstwirtschaftlicher Produkte verarbeiten, veredeln und verkaufen - an Einzelhändler und Handelsketten. Es ging vor allem um Blumen und Pflanzen. Nun hat die 1962 gegründete Genossenschaft Insolvenz anmelden müssen. Es wurde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt. Den 90 Gläubigern wird 30 Prozent Quote geboten.

„Im Insolvenzantrag verweist man darauf, dass in den vergangenen Jahren die Genossenschaftsidee für zahlreiche Mitglieder zusehends an Attraktivität verlor und viele Mitglieder ihren Vertrieb zur Gänze alleine organisierten“, heißt es dazu vom Gläubigerschutzverband AKV. "Andererseits hätten sich die Gewinnmargen im Geschäftsfeld der Genossenschaft grundsätzlich reduziert." So habe auch "die Globalisierung" im Geschäftsfeld der Genossenschaft die Gewinne verringert.

Malversationen?

Ein weiterer Grund für die Krisensituation (im Jahr 2013) sollen mutmaßliche Malversationen der ehemaligen Geschäftsführung sein, wobei nach wie vor ein Strafverfahren gegen ein damals tätiges vertretungsbefugtes Organ der Genossenschaft anhängig sei. Die Geschäftsführung wurde ausgetauscht. Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe bestritten.

„Eine Insolvenz habe damals nur durch Zuschuss von finanziellen Mitteln durch einzelne Genossenschafter bzw. den Hilfsfonds des zuständigen Revisionsverbandes verhindert werden können.“ Dabei sollen 2013 rund 450.000 Euro zugeschossen worden sein. Acht Mitarbeiter sind laut KSV1870 von der Insolvenz betroffen. Detail am Rande: "Die Haftung der Genossenschafter im Falle einer Liquidation und des Konkurses ist mit dem Geschäftsanteil und mit dem dreifachen Geschäftsanteil begrenzt."

Hofer größter Kunde

Nach Austausch der Geschäftsführung habe man laut AKV zunächst die Geschäftspolitik der Belieferung großer Handelsketten aufrechterhalten. Der größte Kunden war zuletzt der Diskonter Hofer, der 75 Prozent zum Umsatz der Genossenschaft beitrug.

"Vertragliche Verpflichtungen, welche die Genossenschaft noch im vierten Quartal 2016 gegenüber dem Hauptauftraggeber eingegangen ist, waren jedoch noch zu erfüllen, um allenfalls umfangreiche Schadenersatzansprüche hintanzuhalten und eine ordnungsgemäße Vertragsabwicklung sicherzustellen", heißt es aus der Genossenschaft.

„Nach einer Umstellung seitens des Hauptauftragnehmers sei jedoch eine Fortführung des Unternehmens in der gegebenen Form nicht mehr möglich gewesen, sodass man eine Umstrukturierung derart vornahm, als man das Geschäftsfeld im Wesentlichen auf einen Abholmarkt am Standort des Unternehmens reduzierte“, heißt es weiter. „Dennoch konnte kein positives Ergebnis erzielt werden, sodass man von einer derzeitigen Überschuldung in der Höhe von rund 1,5 Millionen Euro ausgeht.“

Schulden und Vermögen

Die Verbindlichkeiten betragen rund 2,34 Millionen Euro, wobei rund 1,41 Millionen Euro auf Lieferanten entfallen, rund 65.000 Euro auf offene Löhne und Gehälter; die übrigen Verbindlichkeiten betreffen insbesondere Steuer- und Abgabenrückstände. Rund 450.000 betreffen Einzahlungen der Genossenschafter und des Revisionsverbandes, wobei hier noch zu prüfen sein wird, inwiefern hier ein Beteiligungsanspruch zusteht. Die Aktiva werden mit rund 430.000 Euro beziffert.

Die Zukunft

"Angestrebt wird eine Fortführung der Genossenschaft in Form eines Abholmarktes, wobei die Betriebsliegenschaft gemietet ist", heißt es weiter. "Auf der gemieteten Liegenschaft ist ein Superädifikat, sprich ein Gebäude auf fremden Grund, errichtet. Dieses soll teilweise noch an Dritte vermietet werden, wodurch sich die Kostenstruktur dementsprechend verbessern würde." Laut Finanzplanungen sollen bis Juli 2017 ein positives Eregbnis in Höhe von rund 18.000 Euro erwirtschaftet werden. Damit sei ein kostendeckender Fortbetrieb gesichert.

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